Ungarn öffnet Grenzen zu Serbien - aber nicht für alle

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Von Zoltan SiposhegyiAnja Bencze
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"Wir wollen nur die Grenze nach Westen überqueren. Wir sind keine Monster, keine Terroristen, wir sind Menschen wie Sie", sagt ein junger aus Algerien. Er wird versuchen, über den Grenzzaun zu klettern.

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Seit vergangenem Montag sind die Grenzen zwischen Ungarn und Serbien wieder geöffnet. Die Einreise kann nun ohne Coronavirus-Test und 14 Tage Zwangsquarantäne erfolgen.

Dennoch herrscht am Grenzübergang Röszke verminderter Andrang. Für gewöhnlich bilden sich hier am Ende des Fastenmonats Ramadan lange Autoschlangen.

Ein Motorradfahrer will zur Familie in die Türkei, 3.000 Kilometer, eine ziemlich weite Strecke. Die meisten Reisenden zieht es an diesem Tag in die Balkanländer.

"Zwei Monate wir haben unsere Mutter nicht gesehen", sagt ein Man aus Novi Sad. "Wir fahren jetzt, weil unsere Mutter sehr krank ist. Bis jetzt konnten wir nicht dorthin."

Auch Familien, die durch die Corona-bedingte die Grenzschließung getrennt waren, fallen sich am Übergang erleichtert in die Arme. Die Tochter studiert in Budapest, die Mutter lebt in der serbischen Provinz Vojvodina. Im März hatten sie sich das letzte Mal gesehen. Man habe sich sehr vermisst, sagt die Studentin. Der Bruder sitze noch in Ungarn fest.

"Wir sind keine Monster"

Alle neun Grenzübergänge sind wieder offen. Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó unterstrich beim Treffen mit der serbischen Ministerin für europäische Integration, Jadranka Joksimović, dass Ungarn die illegale Einwanderung um jeden Preis stoppen werde.

"Wir öffnen jetzt die Grenzübergänge für Menschen, die gesetzeskonform von einem Land ins andere gelangen wollen. All diejenigen, die die Grenze illegal überschreiten wollen, werden nach wie vor nicht die Möglichkeit dazu haben."
Péter Szijjártó
Ungarischer Außenminister

In der vergangenen Woche hatte Ungarn das umstrittene Transitlager für Schutzsuchende in Röszke geschlossen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg hatte die Festhaltung von Asylbewerbern dort als widerrechtliche Inhaftierung bewertet.

Wer jetzt noch nach Westeuropa wolle, müsse über den Zaun klettern, berichtet euronews-Reporter Zoltán Siposhegyi. Viele versteckten sich im Schilf und in den Wäldern aus Angst vor der Polizei. Es gebe jede Nacht Razzien.

Nur ein paar Jugendliche aus dem Nahen Osten und dem Maghreb halten sich weiter in Grenznähe auf. Sie wurden vor einigen Tagen aus der Zwangsquarantäne in einem überfüllten Lager in Kikinda in der Vojvodina entlassen. Nun verharren sie in einem verlassenen Haus und warten auf den richtigen Moment.

Ein junger Mann aus Algerien sagt: "Wir haben eine Botschaft an das ungarische Volk. Wir wollen nicht in Ihrem Land leben, wir wollen nur die Grenze nach Westen überqueren.

"Wir haben eine Botschaft an das ungarische Volk. Wir wollen nicht in Ihrem Land leben, wir wollen nur die Grenze nach Westen überqueren.
Wir sind keine Monster, keine Terroristen, wir sind Menschen wie Sie, wie alle anderen."
Asylsuchender aus Algerien

Die jungen Männer haben Angst, aber schätzen sich vergleichsweise glücklich, weil sie von ungarischen Grenzsoldaten zwar zurückgewiesen, aber nicht festgesetzt wurden.

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