Acht Minuten und 46 Sekunden Schweigen für George Floyd in Paris, zu dem stillem Protest hatte die Organisation SOS Racisme aufgerufen, um auf Polizeiwillkür und Gewalt aufmerksam zu machen
Acht Minuten und 46 Sekunden - so lange dauerte der Todeskampf des George Floyd bei seiner Verhaftung, festgehalten auf einem Video, das weltweit schockierte. Ebenso lange schwiegen die vorwiegend jungen Teilnehmer einer Trauerkundgebung am Dienstagabend in Paris.
Zu dem stillen Protest hatte die Organisation SOS Racisme aufgerufen, um auf Polizeiwillkür und Gewalt aufmerksam zu machen. "Hier in Frankreich haben wir Adama Traore, Lamine Dieng, Ziad und Bouna. Auch wir sind davon betroffen", so die 19-jährige Vizepräsidentin von SOS Racisme, Saphia Ait Ouarabi.
Viele sehen Parallelen zwischen dem Tod von George Floyd und dem des 24-jährigen Adama Traore, der Sohn von Einwanderern aus Mali starb 2016 in Polizeigewahrsam.
Nicht nur ein paar schwarze Schafe
Floyds brutaler Erstickungstod hat die Debatte über Polizeigewalt neu entfacht, meint ein junger Demonstrant mit Maske. "Wir hören es im Fernsehen, von Politikern und in den Medien, viele Leute sagen, dass es sich um ein vereinzeltes Problem handelt, um einige schwarze Schafe, die aussortiert werden müssten. Ich habe den Eindruck, dass es in diesem Ausmaß nicht nur um ein paar schwarze Schafe geht. Wenn es in allen Ländern weltweit passiert, dann ist der Fehler im System, in der Art und Weise, wie der Staat funktioniert".
"We Shall Overcome"
Frankreichs Innenminister Christophe Castaner erklärte am Dienstag, dass ein umstrittener Würgegriff bei Festnahmen künftig nicht mehr angewendet werde. Er versprach außerdem eine "Null-Toleranz"-Grenze bei Rassismus und Missbrauch innerhalb der Polizei.
Doch viele der Demonstranten in Frankreich wollen tiefergreifende Reformen.
"We Shall Overcome" sangen mehrere französische Musikstars zum Abschluss der Kundgebung - den berühmten Gospel-Song der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Rund 2.400 Menschen hatten sich für die Hommage an George Floyd in Paris versammelt. Ähnliche Veranstaltungen fanden auch in anderen französischen Städten statt - dem aktuellen coronabedingten Demonstrationsverbot zum Trotz.