Welche Unternehmen in Europa entlassen Mitarbeiter wegen Covid-19?

Proteste in Barcelona gegen die Schließung eines großen Nissan-Werks
Proteste in Barcelona gegen die Schließung eines großen Nissan-Werks Copyright AFP
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Von Alice Tidey
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Mit der Coronavirus-Pandemie ist die Welt in eine tiefe Wirtschaftskrise gestürzt. Zahlreiche große Unternehmen haben Massenentlassungen angekündigt.

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Die Arbeitslosigkeit in ganz Europa ist aufgrund der Coronavirus-Pandemie gestiegen. Die Fluggesellschaften und der Automobilsektor verzeichnen Massenentlassungen und auch andere Unternehmen müssen Angestellte abbauen.

Etwa 397.000 Menschen in der Europäischen Union haben im April ihren Arbeitsplatz verloren, wie aus neusten Daten der EU-Statistikagentur (Eurostat) hervorgehen.

Die Arbeitslosenquote in der EU stieg im April auf 6,6%, gegenüber einem Zwölfjahrestief von 6,4% im Vormonat, so Eurostat. Das ist der größte Anstieg seit mehreren Jahren.

Während Kurzarbeit in ganz Europa dazu beitragen hat, einige vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu schützen, haben andere weniger Glück.

Hier ist unsere aktualisierte Liste von Unternehmen in Europa, die entweder aufgrund von - oder teilweise aufgrund von Covid-19 Arbeitsplätze abbauen.

Großbritannien

British Petroleum (10.000 Arbeitsplätze)

Der britische Ölgigant BP kündigte am Montag den Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen an. Grund dafür ist die Coronavirus-Krise, durch die die weltweite Nachfrage nach Öl und damit auch die Ölpreise drastisch zurückgegangen sind.

In einer unternehmensweiten E-Mail, die Euronews vorliegt, bestätigte CEO Bernard Looney die Stellenkürzungen und sagte, dass die meisten noch in diesem Jahr vorgenommen würden.

Er sagte: "Wir werden jetzt einen Prozess einleiten, in dessen Verlauf fast 10.000 Menschen BP verlassen werden - die meisten bis zum Ende dieses Jahres.

In welchen Abteilungen die Entlassungen vorgenommen würden, wurde nicht präzisiert: "Die Mehrheit der Betroffenen wird in Büroarbeitsplätzen tätig sein. Wir schützen die vorderste Linie des Unternehmens und geben, wie immer, dem sicheren und zuverlässigen Betrieb Vorrang".

Mulberry (25% der Belegschaft)

Auch die Luxusmode kann sich keine Pause vom Coronavirus gönnen. Mulberry, die britische Marke, die für ihre Lederwaren und teuren Handtaschen bekannt ist, sagte am Montag, dass sie 25% ihrer weltweiten Belegschaft abbauen werde.

Es wird erwartet, dass die meisten Arbeitsplätze in Großbritannien abgebaut werden, wo die überwiegende Mehrheit des Personals arbeitet.

British Airways (bis zu 12.000 Arbeitsplätze)

British Airways kündigte Ende April an, bis zu 12.000 Arbeitsplätze von seinen 42.000 Mitarbeitern abzubauen, nachdem das Coronavirus die Reisebranche in eine Tiefe Krise gestürzt hat.

Die Muttergesellschaft der Fluggesellschaft, die International Airlines Group (IAG), sagte, sie müsse ein "Umstrukturierungs- und Entlassungsprogramm" durchsetzen, bis die Nachfrage nach Flugreisen wieder auf das Niveau vor dem Coronavirus zurückgekehrt sei.

Auch bei den anderen Fluggesellschaften der IAG, Iberia und Vueling in Spanien und der irischen Aer Lingus, könnten Arbeitsplätze verloren gehen, warnte CEO Willie Walsh.

EasyJet (rund 4.500 Arbeitsplätze)

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Auch die britische Billigfluggesellschaft EasyJet hat angekündigt, im Zuge des Coronavirus Arbeitsplätze abzubauen.

Das Unternehmen kündigte an, dass es 30% seiner Belegschaft entlassen werde, was etwa 4.500 Arbeitsplätzen entspricht.

Virgin Atlantic (3.000 Arbeitsplätze)

Das Unternehmen hat angekündigt, mehr als 3.000 Arbeitsplätze im Vereinigten Königreich abzubauen und seinen Betrieb am Flughafen Gatwick einzustellen.

Irland

Ryanair (etwa 3.000 Arbeitsplätze)

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Die Billigfluggesellschaft Ryanair sagte, sie werde nach den Pandemie-Flugverboten weltweit 15% ihrer Belegschaft, etwa 3.000 Arbeitsplätze, abbauen.

Chief Executive, Michael O'Leary, nahm für April und Mai eine 50%ige Gehaltskürzung vor und hat diese nun bis Ende März nächsten Jahres verlängert.

O'Leary sagte, die Maßnahmen seien "das Minimum, das wir brauchen, um die nächsten 12 Monate zu überleben".

Frankreich

Renault (15.000 Arbeitsplätze)

Der französische Autohersteller Renault kündigte Ende Mai an, 15.000 Arbeitsplätze weltweit abzubauen, um den Rückgang der Autoverkäufe, die durch das Coronavirus noch weiter zurückgegangen sind, auszugleichen.

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4.600 dieser Arbeitsplätze würden in Frankreich abgebaut. Diese Zahl könnte jedoch niedriger sein, da Renault sich einen staatlichen Kredit von 5 Milliarden Euro gesichert hat und im Gegenzug seine Fabriken umstrukturieren will.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte den Beschäftigten in zwei Renault-Werken, ihre Zukunft sei gesichert.

Renault, das sich teilweise im Besitz der französischen Regierung befindet, stand schon vor Covid-19 unter Druck und verzeichnete im vergangenen Jahr den ersten Verlust seit einem Jahrzehnt. Das Unternehmen versucht zudem, das Gespenst von Carlos Ghosn zu vertreiben.

Der Stellenabbau ist Teil der Pläne des Unternehmens, in den nächsten drei Jahren Einsparungen in Höhe von 2 Milliarden Euro zu erzielen.

Airbus (bis zu 10.000 Arbeitsplätze)

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Der europäische Flugzeugbauer sagte im Mai, dass bis zu 10.000 Arbeitsplätze inmitten der Flaute bei Reisen abgebaut werden könnten. Die Arbeitsplatzverluste könnten sich auch auf das Werk in Großbritannien erstrecken.

Airbus sagte im April, dass es die Anzahl der von ihm gebauten Flugzeuge um ein Drittel kürzen werde, da die Fluggesellschaften Aufträge wegen gestrichener Flüge stornieren oder verschieben würden.

Deutschland

Tui (8.000 Arbeitsplätze)

Das deutsch-britische Reiseunternehmen Tui kündigte am 13. Mai an, weltweit 8.000 Arbeitsplätze abzubauen.

In einem Halbjahresfinanzbericht hieß es, die Pandemie sei "zweifellos die größte Krise, mit der die Tourismusindustrie und Tui je konfrontiert waren".

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Im März erhielt Tui von der deutschen Regierung ein Darlehen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro, um das Unternehmen bei der Überwindung der Pandemie zu unterstützen.

Thyssenkrupp (3.000 Arbeitsplätze)

Der Industriekonzern Thyssenkrupp kündigte am 25. März im Rahmen eines "Krisenpakets"-Covid-19 den Abbau von 3.000 Arbeitsplätzen in seinem Stahlbereich in Deutschland an.

Der Konzern, der unter anderem Aufzüge und U-Boote herstellt, teilte mit, er habe sich mit der Gewerkschaft IG Metall darauf geeinigt, in den nächsten drei Jahren 2.000 und bis 2026 weitere 1.000 Arbeitsplätze abzubauen.

Auch die Autobauer sind von der wirtschaftlichen Krise schwer betroffen: Volkswagen will ein fünftel der 100.000 Stellen streichen, Opel 1.200, Daimler 15.000, Opel 2.100. Und auch zahlreiche Zulieferer sind in der Folge betroffen.

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Lufthansa rechnet mit Entlassungen von bis zu 10.000 Mitarbeitern, Galeria Kaufhof will etwa die Hälfte der 25.000 Angestellten gehen lassen und die Deutsche Bank hat angekündigt rund 18.000 Mitarbeiter auf freien Fuß zu stellen.

Die Deutsche Bahn will zwar keine Stellen streichen, verlangte von Angestellten im Gegenzug aber Gehaltskürzungen in Kauf zu nehmen.

Spanien

Nissan (2.800 Arbeitsplätze)

Der japanische Autohersteller kündigte am 28. Mai an, dass er sein Werk in Barcelona, das rund 2.800 Mitarbeiter beschäftigt, schließt.

Es kam zu Protesten, bei denen Menschen Reifen verbrannten, und für ihre Arbeitsplätze eintraten.

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Die Firma sagte, dass die Coronavirus-Pandemie erheblichen Druck auf das Unternehmen ausgeübt habe und dass es sich auf seine Märkte in Asien und Nordamerika konzentrieren werde.

Skandinavien

Scandinavia Airlines (5.000 Arbeitsplätze)

Während Scandinavia Airlines (SAS) im März ebenfalls einen befristeten Stellenabbau ankündigte, hieß es einen Monat später, dass 5.000 Arbeitsplätze - fast die Hälfte der Gesamtzahl der Beschäftigten - dauerhaft entlassen würde.

Das Unternehmen, das sich zum Teil in schwedischem und dänischem Besitz befindet, teilte mit, dass der potenzielle Personalabbau etwa 1.900 Stellen in Schweden, 1.300 in Norwegen und 1.700 in Dänemark betreffen werde.

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