Zu viel produziert: Wer kauft Frankreichs 40 Millionen Masken?

Gefahr vorbei? Franzosen kaufen weniger Masken
Gefahr vorbei? Franzosen kaufen weniger Masken Copyright Phillipe Lopez/AFP
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Von Vincent Coste
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Schon im Lockdown stellten zahlreiche Unternehmen ihre Produktion um oder erweiterten sie auf Masken. Doch der Export aus dem Ausland lief gleichzeitig weiter. Wohin mit dem vielen Mund-Nasen-Schutz?

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Nach Zeiten der Knappheit kommen Zeiten des Überschusses. Auf dem Höhepunkt der Covid-19-Krise, als Masken eine Ware waren, die in Frankreich praktisch nicht zu finden war, stellten viele Hersteller in der Textilindustrie ihre Produktion auf die Herstellung von Stoffmasken um.

Doch wurde die Not überschätzt?

Rund 40 Millionen Textilmasken "Made in France" finden laut Verband der Industrie in diesem Sektor (UIT) heute keine Käufer.

Angesichts dieser Beobachtung sagte die mittlerweile "Madame Maske" getaufte Agnès Pannier-Runacher, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, es sei notwendig, große Unternehmen mit Hunderten von Mitarbeitern davon zu überzeugen, "waschbare, wiederverwendbare Masken zu verwenden" anstatt chirurgische Einwegmasken zu bestellen, die oft aus China importiert werden.

Die französischen Textilunternehmen, die befürchten auf ihrer Produktion sitzen zu bleiben, unterstreichen, dass die lokale Produktion eine sehr viel bessere Ökobilanz aufweise, weil dank kürzerer Transportwege weniger Kohlenstoff ausgestoßen wird. Sie bemühten sich darum, Preise wettbewerbsfähig zu gestalten. Zudem ermögliche die Produktion dieser Schutzausrüstung, dass Arbeitsplätze in Frankreich erhalten werden. Wegen der Corona-Krise wird mit einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosenquote gerechnet.

LUDOVIC MARIN/AFP
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beim Besuch einer Maskenproduktion in Etaples, 26. Mai 2020.LUDOVIC MARIN/AFP

Agnès Pannier-Runacher sieht keinen Grund zur Panik: Die Überproduktion betreffe nur 10% der Unternehmen, die sich an diesen "Kriegsanstrengungen" beteiligten. Die Industrie verlangt dennoch von der Regierung, die Bevölkerung zum Kauf lokal produzierter Masken zu ermuntern. Einige verlangen zudem vom Staat, die Überproduktion auszukaufen, um auf den nächsten Ernstfall vorbereitet zu sein.

Dieser Vorrat könne dann im Falle einer neuen Ansteckungsswelle gebraucht werden. Der Export der Masken wurde ebenfalls in Erwägung gezogen, aber auch international ist die Nachfrage zurückgegangen.

Zwei Unternehmer, darunter der Vorsitzende der ITU, wurden nun beauftragt, die Koordination der Masken produzierenden Industrieunternehmen zu übernehmen und in den kommenden Monaten das Angebot an die Nachfrage anzupassen.

Das Tragen von Masken ist in Frankreich im öffentlichen Nahverkehr sowie in Zügen und in bestimmten Einrichtungen, darunter Geschäfte, Restaurants, beim Arztbesuch oder etwa beim Frisör Pflicht. Eine generelle Empfehlung für das Tragen von Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit gilt zur weiteren Eindämmung des Coronavirus als sinnvoll.

Wer seine Maske nicht sorgfältig entsorgt sondern irgendwo auf den Boden schmeißt, riskiert ein Bußgeld von 135 Euro.

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