Fleisch, Fußball, Freundschaft zu Putin: Milliardär Clemens Tönnies (64) in der Kritik

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Clemens Tönnies - ARCHIV Copyright firo/Sebastian El-Saqqa/Verwendung weltweit
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Von Kirsten Ripper mit dpa
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Clemens #Tönnies ist Chef des größten Schlachtbetriebes in Deutschland und Boss von Schalke 04. Nicht erst seit der #Coronavirus-Krise gab es Skandale um den Unternehmer aus Rheda in #NRW.

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Clemens Tönnies ist der Chef des größten Fleischbetriebes in Deutschland - ja sogar des größten Schlachthofes in Europa - und er ist der Boss des Bundesliga-Clubs Schalke 04. Nachdem sein Unternehmen in Westfalen zum Corona-Hotspot wurde, gibt sich der 64-jährige Milliardär reumütig - und verspricht Veränderungen.

Das Vermögen von Clemens Tönnies wird auf 1,4 bis 2 Millarden Euro geschätzt. Es hatte schon einige Skandale um den Putin-Freund gegeben, der wegen eines rassistischen Spruchs drei Monate lang seinen Club nicht leiten durfte. Auch zum letzten Heimspiel der Saison konnte der Aufsichtsratschef des FC Schalke 04 nicht ins Stadion: der Firmenschef steht nach dem Coronavirus-Ausbruch mit mehr als 1.300 Infizierten unter Quarantäne und darf nur zwischen seinem Haus und seinem Unternehmen hin- und herfahren.

BERND THISSEN/(c) Copyright 2020, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Clemens Tönnies im Stadion in GelsenkirchenBERND THISSEN/(c) Copyright 2020, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Tönnies musste sich für rassistische Aussage entschuldigen

Im August 2019 hatte der Ehrenrat von Schalke 04 beschlossen, dass Clemens Tönnies sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des Vereins drei Monate lang ruhen lassen musste. Er durfte auch keine Spiele seines Clubs mehr besuchen.

Der Schalke-Boss hatte im Sommer 2019 auf einem Unternehmertreffen in Paderborn eine Rede gehalten, in der er zur Finanzierung von Kraftwerken in Afrika sagte: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."

Nach einem Aufschrei und Protesten von Schalke-Fans entschuldigte sich Clemens Tönnies in einer Club-Mitteilung mit den Worten: "Als Vorsitzender des Aufsichtsrats des FC Schalke 04 stehe ich 1000-prozentig hinter unseren Vereinswerten. Dazu gehört der Einsatz gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung. Vor diesem Hintergrund möchte ich mich explizit bei euch, den Fans, Mitgliedern und Freunden des FC Schalke 04 für meine Aussage beim Tag des Handwerks entschuldigen. Sie war falsch, unüberlegt und gedankenlos und entsprach in keiner Weise unserem Leitbild. Es tut mir sehr leid."

Über Clemens Tönnies wird berichtet, er klopfe öfter mal Sprüche, die er danach bereue. Andere haben ihm den rassistischen Ausfall nicht verziehen.

Freundschaft mit Wladimir Putin

Durch die Verhandlungen für den Sponsorenvertrag des russischen Staatsunternehmens Gazprom mit Schalke 04 entstand die Freundschaft zwischen Clemens Tönnies und Wladimir Putin. So berichtet der Fleischunternehmer, der dem russischen Staatschef bei jedem Besuch ein Geschenk mitbringt: "Herr Putin mag die Eisbeine gern gepökelt." Viel mehr ist über die Freundschaft von Tönnies mit dem drei Jahre älteren Putin aber nicht bekannt.

Gazprom ist schon seit 2007 Haupt- und Trikotsponsor von Schalke 04. 2014 sagte Tönnies über Putin laut Top Agrar Online : "Ich bin kein Weltpolitiker. Aber wir freuen uns, wenn wir uns sehen. Er erkundigt sich dann auch nach Schalke. Wir haben ein gutes Verhältnis – dazu stehe ich."

Vater Metzger - Bruder gründet Großhandel - "Kein Mann für die erste Reihe"

Clemens Tönnies ist 1956 in der Kleinstadt Rheda im Kreis Gütersloh geboren. Sein Vater war Metzger, Clemens hat fünf Geschwister und macht nach der Schule eine Ausbildung zum Fleischtechniker und Kaufmann. 1971 gründet Bruder Bernd einen Großhandel für Fleisch- und Wurstwaren. Als Bernd Tönnies im Alter von 42 Jahren 1994 nach einer Nierentransplantation unerwartet stirbt, übernimmt Clemens Tönnies nicht nur den Fleischbetrieb, sondern auch den Chefposten bei Schalke. Laut t-online hatte er dem Bruder an dessen Sterbebett die Übernahme versprochen, dabei sei Clemens Tönnies eigentlich kein Mann für die erste Reihe.

Erst Jahre später wurde der Streit zwischen Clemens Tönnies und dem Neffen Robert um die Organisation der Firma beendet.

Clemens Tönnies ist in zweiter Ehe mit Margit Tönnies verheiratet und hat zwei Kinder.

SASCHA SCHUERMANN/AFP
Clemens Tönnies mit Ehefrau MargitSASCHA SCHUERMANN/AFP

Heute gehören zu Tönnies neben dem Werk im Kreis Gütersloh Betriebe in Sögel in Niedersachsen, in Weißenfels in Sachsen-Anhalt sowie in Brörup in Dänemark. 2011 übernahm Tönnies in Kempten in Bayern den Schlachtbetrieb der insolventen Firma "Allgäu Fleisch".

Proteste gegen Privatjet

Streit hatte Clemens Tönnies mit den Anwohnern des Flughafens Bielefeld wegen seines Privatjets, einer Cessna Citation 4, die etwa 6 Millionen Euro wert ist. Gegen die Proteste argumentierte die Firma Tönnies, der neue Privatjet sei nicht besonders laut und der internationale Konzern brauche einen Firmenjet in der Nähe des Unternehmens.

Reform der Fleischindustrie?

In der Diskussion um die Abschaffung von sogenannten Werksverträgen vor allem für Arbeiter aus Osteuropa hatte sich Clemens Tönnies gegen ein generelles Verbot von Werkverträgen in der Fleischwirtschaft ausgesprochen.

Statt Werksverträge abzuschaffen, schlug Tönnies zunächst vor, das bestehende System zu reformieren und etwa einen Branchenmindestlohn von 12 Euro pro Stunde einzuführen. Zudem sollten die Auftraggeber der Subunternehmer "für eine menschenwürdige und wirtschaftlich faire Unterbringung aller Beschäftigten" haften.

Nach dem massiven Coronavirus-Ausbruch in seinem Stammwerk und immer lauter werdender Kritik erklärte sich Clemens Toennies bereit, Werksverträge "in Kernbereichen" abzuschaffen. Er sagte: "Wir wollen auch in Zukunft in Deutschland Fleisch produzieren. Dafür brauchen wir die gesellschaftliche Akzeptanz."

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