2.000€-Strafe für Google wegen Beleidigung von Rumäniens neuer Kathedrale

Die Kathedrale der Erlösung des rumänischen Volkes ist ein im Bau befindliches Kirchengebäude der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Bukarest.
Die Kathedrale der Erlösung des rumänischen Volkes ist ein im Bau befindliches Kirchengebäude der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Bukarest. Copyright Cristian Gherasim
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Von Cristian Gherasim
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Jemand hatte die im Bau befindliche Kathedrale in der Hauptstadt Bukarest umgenannt - was von Google eine Weile unbemerkt blieb und dem Tech-Giganten eine Geldstrafe einbrachte.

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Google wurde in Rumänien zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt, nachdem ein Internetnutzer die riesige neue orthodoxe Kathedrale des Landes durch eine Namensänderung auf Google Maps beleidigte.

Rumäniens Nationaler Antidiskriminierungsrat (CNCD) verhängte am 17. Juni eine Geldstrafe, nachdem die Kathedrale der Erlösung des Volkes in Bukarest, ein unvollendetes 110 Millionen Euro-Megaprojekt, auf der interaktiven Google-Landkarte in "Die Kathedrale, die die rumänische Nation lächerlich aussehen lässt" umbenannt wurde.

Das Bauwerk, das 2018 eingeweiht wurde, aber voraussichtlich erst 2024 fertiggestellt wird, war in Rumänien umstritten. Kritiker sagen, das Projekt, das nach seiner Fertigstellung die höchste und größte orthodoxe Kirche der Welt sein wird, sei eine Verschwendung öffentlicher Gelder.

Obwohl der Eintrag in Google Maps innerhalb weniger Stunden entfernt wurde, haben einige vorher Screenshots in sozialen Medien veröffentlicht.

"Die reale Welt widerspiegeln"

Der CNCD argumentierte, dass Google Rumänien es versäumt habe, "schnelle Maßnahmen gegen die Bearbeitung zu ergreifen" und das europäische Büro des Techgiganten in Irland nicht informiert habe. Neben der Geldstrafe verlangt die Sanktion, dass Google Rumänien die Entscheidung des Rates 10 Tage lang auf seiner Homepage veröffentlicht.

In einer Erklärung verteidigte Google Rumänien die Verwendung von nutzergenerierten Inhalten mit dem Argument, Google Maps solle "die reale Welt widerspiegeln". Das Unternehmen fügte hinzu, dass der fragliche Beitrag umgehend entfernt wurde und dass es "weiterhin unerwünschte Inhalte überprüfen und beseitigen" werde.

Die Entscheidung des CNCD wurde von Vasile Bănescu, einem Sprecher der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, begrüßt. Er sagte gegenüber Euronews: "Ich danke allen, die gegen den unerträglichen Missbrauch, ein Vergehen gegen die Kirche, Stellung bezogen haben."

Cred ca a fi batjocorit tine de condiția crestinului. A riposta prin razbunare la batjocură, tine de alte religii. A sti...

Publiée par Alex Radescu sur Dimanche 3 mai 2020

Andere meinten jedoch, die Aufregung um den Post spiegele die Tatsache wider, dass selbst diejenigen, die hinter dem Projekt stehen, sich bewusst sind, dass es eine Verschwendung öffentlicher Gelder ist - eine massiv verspätete noch dazu.

"Normalerweise wird man durch einen Witz nur dann wütend, wenn sich das Gesagte als wahr herausstellt und man sich bloßgestellt fühlt", sagte Dan Alexe, ein rumänischer Filmemacher.

Unvollendet

Die Kathedrale der Erlösung des Volkes war bereits vor Baubeginn im Jahr 2010 umstritten. Acht Jahre später ist die Kuppel immer noch nicht fertig - und sowohl das Innere als auch das Äußere des Gebäudes sind an vielen Stellen nicht fertiggestellt.

"Ich glaube, dass ein Land das Geld der Steuerzahler klug und effizient ausgeben sollte", sagte Vlad Alexandrescu, ehemaliger Kulturminister.

"Ein Land wie Rumänien, dem es an Investitionen in wichtigen Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und Kultur gravierend mangelt, kann es sich nicht leisten, so viel für irgendeine Kirche oder irgendein Denkmal auszugeben."

Radu Umbreş, ein rumänischer Anthropologe, glaubt derweil, dass die Kontroverse darauf zurückzuführen ist, dass riesige Mengen öffentlicher Gelder in die Finanzierung eines Gotteshauses in einem säkularen Staat fließen.

"Die rumänische Gesellschaft ist gespalten zwischen denen, die das Projekt als legitim und ein Symbol des Stolzes betrachten, und denen, die es als Verschwendung öffentlicher Gelder, unnötig grandios und geschmacklos betrachten", sagte er.

Andere begrüßen das Projekt als ein Symbol des Glaubens in dem Land, in dem 20 Millionen Menschen orthodoxe Christen leben und die Kirche einen beträchtlichen Einfluss auf das soziale und politische Leben behält.

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