Familientrennung wegen Corona - und der belgischen Bürokratie

Adrien Deslande aus Brüssel mit seiner Frau, die in der Türkei festsitzt
Adrien Deslande aus Brüssel mit seiner Frau, die in der Türkei festsitzt Copyright Euronews
Von Elena Cavallone
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Ein junges Ehepaar kann nicht zusammen sein, weil sich eine lokale belgische Behörde auf stur stellt

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Es ist eine Geschichte, die das Corona-Virus schrieb.

Ein Tag wie jeder andere für Adrien Deslande aus Brüssel, dessen Leben sich mit Beginn der Quarantäne änderte.

Heute macht er täglich Skype-Anrufe zu seiner Frau Güncel, die in der Türkei festsitzt.

Monate lang bedrängte er Konsulate und Botschaften mit dem Wunsch, seiner Frau die Ausreise nach Brüssel zu ermöglichen, trotz des Reisevebots.

Doch er bekam nur widersprüchliche Antworten, die das Paar in einer Daueranspannung lassen.

Adrien: "Es war eine Achterbahn der Gefühle, immer die Hoffnung, vielleicht könnte es Bewegung geben.

An einem Tag gibt es Grund für Optimismus, doch dann bekommt man eine Email, die das Gegenteil sagt. Wie lange das noch so weiter geht? Ich weiß es nicht. Das ist schon hart."

Das belgische Außenministerium sieht keine Möglichkeit etwa für türkische Familienmitglieder von EU-Bürgern, nach Europa zu reisen.

Eine Entscheidung im Widerspruch zu Empfehlungen der EU-Kommission, die Angehörigen von EU-Bürgern aus Drittstaaten genau das erlaubt. Und zwar aus jedem beliebigen Grund.

Doch das macht es für Adrien nur noch frustrierender:

"Es fühlt sich an, als existiere unsere Ehe nicht wirklich. Einmal rechtlich, denn niemanden scheint es zu interessieren, dass wir verheiratet sind.

Und ebenso praktisch, da wir einfach nicht zusammen sind."

Die Love Story von Adrien und Güncel ist fast wie im Film. Es war Liebe auf den ersten Blick, als sie sich an Güncels Geburtstag kennenlernten.

Zwei Jahre später heirateten sie. Doch mit der Pandemie kam auch das vorläufige Ende ihrer Träume.

Güncel Kırlangıç Deslande: "Die Unsicherheit macht mir am meisten zu schaffen. Ok, ich bin keine EU-Bürgerin und habe keine Rechte.

Es ist daher wirklich schwer, nach Belgien oder in ein anderes EU-Land zu reisen, selbst mit einem Visum. Wir dachten, die Hochzeit würde alles einfacher machen, aber das stimmt nicht."

Am 1. Juli sollen die EU-Außengrenzen wieder geöffnet werden. Doch noch herrscht bei vielen Menschen Unsicherheit darüber, ob sie ihre Angehörigen tatsächlich wieder in die Arme nehmen können.

Journalist • Stefan Grobe

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