Das will Schwedens führender Epidemiologe nicht auf sich sitzen lassen. Das Land hatte im Kampf gegen das Coronavirus einen Sonderweg beschritten. Nun hat die WHO Schweden auf die Liste der Risikogebiete gesetzt.
Die Weltgesundheitsorganisation hat Schweden in der Coronaviruspandemie als Risikogebiet eingestuft. Auf der Liste mit insgesamt elf Ländern stehen auch die Ukraine, Nordmazedonien und Albanien. Die Gesundheitssysteme dieser Staaten würden derzeit an ihre Belastungsgrenzen geführt, so die WHO.
Regierung wehrt sich gegen Einschätzung
Schwedens führender Epidemiologe Anders Tegnell wehrt sich gegen diese Einschätzung:
"Unglücklicherweise handelt es sich um eine absolute Fehlinterpretation der Daten. Die Fallzahlen erhöhen sich in Schweden, aber das liegt daran, dass wir mittlerweile sehr viel mehr testen als zuvor. Auch werden jetzt andere Bevölkerungsgruppen getestet. Wir stellen dabei fest, dass weniger Menschen in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Das gilt auch für die Intensivstationen. Das Gesundheitssystem steht also weniger unter Druck als zuvor. Das ist ein deutlicher Trend und der wird anhalten."
Tegnell hatte einen sogenannten Lockdown wie im Großteil Europas abgelehnt. Die Regierung setzte seit Beginn der Pandemie auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung. Diese wurde aufgerufen, soziale Kontakte zu meiden und die Abstandsregel einzuhalten.
Schwedens Sonderweg
Noch im Mai hatte die WHO Schweden als Vorbild für andere Länder gelobt. Schulen und Kindergärten blieben größtenteils geöffnet. Bisher hat Schweden rund 61.000 Infektionen registriert. Das entspricht 6200 Fällen auf einer Millionen Einwohner.