Bosnien-Konflikt: Ein Richter spricht über die lange Aufarbeitung abscheulicher Verbrechen

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Ein Richter des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien spricht über die lange Aufarbeitung des Bosnien-Konflikts

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Vor 25 Jahren fand das schlimmste Verbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Mehr als 8.000 muslimische Jungen und Männer wurden in Srebrenica im Osten Bosnien-Herzegowinas ermordet.

Im Zuge des Bosnien-Konflikts wurde der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien eingerichtet, um die Verantwortlichen für die Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen. Während seines 24-jährigen Bestehens wurden 161 Personen angeklagt. 90 von ihnen wurden für schuldig befunden, 19 freigesprochen. Weitere 52 Personen wurden entweder entlassen oder an ein anderes Gericht überstellt.

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Carmel Agius war einer der Richter am Internatioalen Gerichtshof. Gegenüber Euronews sagte er, dass die Konfrontation mit den Fakten der Vergangenheit vielen geholfen habe.

Carmel Agius: "In Bosnien und Herzegowina gibt es eine überwältigende Mehrheit von Menschen, die durch die Ereignisse in Srebrenica gereift sind und die sich der Notwendigkeit voll bewusst sind, eine Ebene der Versöhnung zu erreichen und sich der Vergangenheit zu stellen, sich mit ihr zu versöhnen und vorwärts zu gehen."

Der Internationale Gerichtshof für Jugoslawien hörte 4.650 Zeugen an 10.800 Verhandlungstagen, 2,5 Millionen Seiten Abschriften sind entstanden.

Aber auch diese immense Aufarbeitung habe nicht verhindern können, dass einige Revisionisten die Hergänge bis heute anders beurteilen, so Richter Agius: "Es gibt auch einige, die nicht nur keine Lehren aus den Ereignissen in Srebrenica gezogen haben, sondern, die ihre Leugnungsdynamik noch verstärkt und versucht haben, die Geschichte umzuschreiben."

Doch die Gerechtigkeit vor Gericht kann nur eine Teillösung sein, so Richter Agius weiter. Damit die Wunden der gesellschaftlichen Spaltung, die im Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina zwischen 1992 und 1995 entstanden sind, heilen können, bedarf es des politischen Willens und der freiwilligen Beteiligung der Gemeinschaft.

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