Die Bevorzugung des Jetzt - Warum Menschen Veränderungen scheuen

Die Bevorzugung des Jetzt - Warum Menschen Veränderungen scheuen
Copyright AFP
Copyright AFP
Von Lena Roche
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Sind Menschen mit Bedrohungen konfrontiert sind, neigen sie zur Verdrängung. Unser Unbewusstes hindert uns zu akzeptieren – und angemessen zu reagieren. Wir neigen – zunächst - dazu, Bedrohungen wie eine Pandemie oder durch den Klimawandel zu unterschätzen. Und bleiben auf Kurs.

WERBUNG

2020 ist ein Jahr, das wir wahrscheinlich nicht so schnell vergessen werden. Es ist das Jahr der Pandemie, und dabei sollte es ein Jahr sein, das dem Kampf gegen den Klimawandel gewidmet sein sollte.

Wenn wir Menschen mit großen, vor allem abstrakten Bedrohungen konfrontiert sind, neigen wir dazu, sie verdrängen, und halten an allem fest, was Normalität ist. Unser Unbewusstes, unsere kognitiven Vorurteile, hindern uns zu akzeptieren – und angemessen zu reagieren.

Als Spezies mögen wir Veränderungen nicht wirklich, Veränderungen fühlen sich wie eine Bedrohung an. Wir bevorzugen Sicherheit und Stabilität, in welchem Maß auch immer. Und die Bevorzugung des Jetzt führt dazu, dass wir unseren gegenwärtigen Interessen und Bedürfnissen mehr Wert beimessen als unseren langfristigen Interessen und Bedürfnissen.
Dr. Matthew King
Experte für globale Umweltsicherheit

Wir alle teilen diese Verschiebung unserer Wahrnehmung, sie hat unser Überleben als Spezies gesichert. Manchmal arbeitet dieser Mechanismus aber auch gegen uns. Wir neigen – zunächst - dazu, Bedrohungen wie eine Pandemie oder durch den Klimawandel zu unterschätzen. Und bleiben auf Kurs.

Wenn wir einmal Zeit, Energie und Ressourcen in ein bestimmtes Vorgehen investiert haben, wollen wir dieses Vorgehen oft nicht mehr aufgeben. Der Trugschluss ist, das man so viel in das Jetzt investiert hat, und das will man nicht aufgeben - was uns daran hindert, uns zu ändern. Verkehr, Energie, unsere Ernährung … wir bevorzugen das alte System, denn wir haben so viele Ressourcen in Arbeitsplätze und Infrastruktur rund um fossile Brennstoffe investiert.
Dr. Matthew King
Experte für globale Umweltsicherheit

Es gibt aber auch kognitive Mechanismen, die uns helfen, uns an eine neue Situation anzupassen, uns weiterzuentwickeln.

Wir neigen dazu, uns mit Freunden, Gleichaltrigen, Familienmitgliedern und anderen zu vergleichen. Sehen wir, dass sie etwas tun, dann tun wir es mit größerer Wahrscheinlichkeit auch. Wenn wir also Menschen sehen, die eine Maske tragen, ist es wahrscheinlicher, dass wir es auch tun. Wenn wir jemanden sehen, der ein Elektroauto fährt oder auf erneuerbare Energien umsteigt - dann tun wir das mit größerer Wahrscheinlichkeit auch.
Dr. Matthew King
Experte für globale Umweltsicherheit

Es führt kein Weg zurück, wir müssen unseren Einfallsreichtum nutzen, um unsere Lebensweise zu ändern. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass Politiker schnell handeln können - wenn sie wollen. Was den Klimawandel angeht – jetzt wäre gerade eine Gelegenheit, auch etwas für die Zukunft unseres Planeten zu tun.

Dr. Matthew King ist Gründer der ourcommon Stiftung in Boulder, Colorado.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

"Klima-Angst": Bald anerkannte psychologische Störung?

Frankenstein als Oper: Psychologisches auf der Bühne

Die Kirschblüte in Japan ist endlich da!