Flucht nach Moskau: Waleri Zepkalo im euronews-Interview

Waleri Zepkalo im Gespräch mit der Moskauer euronews-Korrespondentin Galina Polonskaja
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Von Galina PolonskayaEuronews mit dpa
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Zur Präsidentschaftswahl in Weißrussland am 9. August wurde der Oppositionspolitiker Waleri Zepkalo nicht zugelassen. Aus Sorge um seine Kinder floh er mit den Söhnen nach Russland. In Moskau stand er euronews-Korrespondentin Galina Polonskaja Rede und Antwort.

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Er wollte bei der Präsidentschaftswahl in Weißrussland am 9. August antreten, durfte es aber nicht.

Nun hat sich Oppositionspolitiker Waleri Zepkalo mit seinen Kindern nach Moskau abgesetzt, weil er Repressalien gegen seine Familie durch Gefolgsleute von Präsident Alexander Lukaschenko befürchtet.

Euronews-Korrespondentin Galina Polonskaja traf ihn in der russischen Hauptstadt zum Interview. Dabei skizzierte Zepkalo ein düsteres Bild von der bevorstehenden Wahl: "Lukaschenko will keine ehrliche Abstimmung durchführen. Er tut alles Mögliche, um die Wahl zu fälschen, er demonstriert der belarussischen Gesellschaft, dass er diese Wahlen sowieso fälschen wird, egal wie wir abstimmen. Er wird die Zahlen aus dem Hut ziehen, die er will. Und er lässt nichts zu, zumindest nicht wie hier in Russland. Weder transparente Wahlurnen noch Überwachungskameras, durch die Menschen online beobachten können, wie das alles abläuft. Wir haben immer noch Holzkästen, alte Wahlmethoden und natürlich alte Methoden der Wahlmanipulation, die er anwenden wird."

Eltern befürchteten Sorgerechtsentzug

Beamte der Staatsanwaltschaft hätten die Schule seiner beiden Söhne aufgesucht, um ihm Mängel bei der Erziehung nachzuweisen. Daraufhin folgte die Flucht nach Moskau, sagte Zepkalo: "Das Risiko einer Festnahme, und dass sie wahrscheinlich versuchen werden, uns das Sorgerecht zu entziehen, ist groß. Das erhöht den Druck auf meine Frau, die sich aktiv in den Wahlkampf in unserem Land eingeschaltet hat."

Swetlana Tichanowskaja: Beliebt, aber auch aussichtsreich?

Veronika Zepkalo unterstützt die Kampagne der einzigen zugelassenen Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja. Die 37-jährige Hausfrau hat bei ihren Wahlkampfveranstaltungen bereits ganze Stadien gefüllt. Im Fall eines Sieges will sie alle politischen Gefangenen freilassen und Neuwahlen ansetzen.

Ihr Mann, ein einflussreicher Blogger, der ebenfalls kandidieren wollte, sitzt im Gefängnis. Auch die 37-jährige Tichanowskaja hat ihre Kinder nach Drohungen in die russische Hauptstadt bringen lassen.

Langzeitherrscher Lukaschenko

Lukaschenko behauptet sich mit einer diktatorischen Amtsführung seit 26 Jahren an der Macht. Bei Protesten von Oppositionsanhängern hatte er zuletzt Hunderte Aktivisten festnehmen lassen.

Das weißrussische Wahlkomitee hat nach eigenen Angaben über 45.000 Wahlbeobachter mobilisiert, um einen regelgerechten Ablauf der Abstimmung zu gewährleisten. Ihre Zahl soll aber wieder reduziert werden, aus Furcht vor einer Verbreitung des Coronavirus.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa entsendet keine Vertreter. Die offizielle Genehmigung der weißrussischen Behörden traf zu spät bei der OSZE ein, um eine entsprechende Mission zu organisieren.

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