Run auf Wechselstuben: Türkische Lira verfällt

Sehr gefragt im Jahr 2020: Wechselstube in der Türkei
Sehr gefragt im Jahr 2020: Wechselstube in der Türkei Copyright Emrah Gurel/AP
Von Euronews mit dpa
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Seit dem Jahresbeginn hat die türkische Währung Lira rund 25 Prozent gegenüber dem Euro und etwa 20 Prozent gegenüber dem US-Dollar verloren. Ein Grund ist die Verwicklung Ankaras in die Krisenherde im südlichen und östlichen Mittelmeerraum.

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Die türkische Lira ist seit Ende vergangener Woche im freien Fall und ein Ende der Talfahrt ist nicht absehbar.

Als Reaktion auf den Kursverfall beschränkte die Türkei bereits teilweise die Kreditvergabe an Firmen. Die Türken sind alarmiert. Sie tauschten nach Angaben der Türkischen Zentralbank in den vergangenen Wochen Lira in einem Wert von umgerechnet neun Milliarden US-Dollar in ausländische Devisen um.

Der Verfall macht Auslandsurlaube deutlich teurer, könnte aber den Inlandstourismus etwa zum wieder in eine Moschee umgewandelten Ex-Museum Hagia Sofia und in ganz Istanbul beflügeln. Auch Urlauber aus dem Ausland dürfte die schwache Lira anziehen - und auch vor Ort zum Geld ausgeben animieren.

Die aggressive Suche nach Rohstoffen

Analysten sind überzeugt, dass die sich vertiefenden Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland der Hauptgrund für den Kursverfall ist. Weil die Türkei abhängig vom Import von Öl und Gas ist, drängt Ankara zunehmend auf die Erschließung von Vorkommen im östlichen Mittelmeer und ignoriert dabei nicht nur internationales Seerecht, sondern auch eindringliche Warnungen Griechenlands und der EU.

Die Rolle des Bürgerkriegs in Libyen

Ein weiteres Problem der Lira: Der Türkei wird von verschiedenen Seiten vorgeworfen, Waffen nach Libyen zu liefern und den dortigen Bürgerkrieg somit weiter anzuheizen. Mit dieser Art von Exporten macht sich das Land wenig Freunde. Nach dpa-Informationen sollen sich Deutschland, Frankreich und Italien darauf verständigt haben, diesem Vorgehen mit EU-Sanktionen zu begegnen. Es gebe bereits eine Liste mit Unternehmen und Personen, die etwa Schiffe, Flugzeuge oder andere Logistik für den Waffen-Transport bereitstellen würden. Die Betroffenen würden gegen das seit 2011 bestehende UN-Embargo verstoßen.

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