Corona-Tote am Wegesrand: Boliviens fahrbare Krematorien

Mobiles Krematorium
Mobiles Krematorium Copyright Víctor Gutiérrez / Página Siete
Von Natalia OelsnerAndrea Büring
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In Bolivien infizieren sich mehr und mehr Menschen mit dem Corona-Virus. Die Krankenhäuser sind hoffnungslos überlastet, die Friedhöfe überfüllt. Wohin mit den Leichen?

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Die Situation in Bolivien ist tragisch. Die Krankenhäuser stehen vor dem Kollaps. Es gibt kaum noch genügend Platz auf den Friedhöfen, um die zahlreichen Toten zu begraben, die während der Coronakrise gestorben sind.

"Fahrbarer Krematoriumofen, hergestellt in Bolivien"

Aufgrund dieser dramatischen Umstände hatte der bolivianische Ingenieur Carlos Ayo die Idee für ein ungewöhnliches Konzept: Er entwickelte ein mobiles Krematorium, das sich "so leicht wie ein Laptop bewegen lässt", wie er im Interview mit Euronews sagte.

Der Transporter seines Unternehmens fährt durch die Straßen von La Paz und zieht die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich. Seitlich prangt in Großbuchstaben "Fahrbarer Krematoriumofen, hergestellt in Bolivien".

Víctor Gutiérrez / Página Siete
Das fahrbare Krematorium wird mithilfe eines Fahrzeugs bewegt.Víctor Gutiérrez / Página Siete

"Ich bin schockiert, mir läuft es kalt den Rücken runter", twitterte der bolivianische Journalist John Arandia, als er die Fotos des Krematoriums teilte.

Andere User lobten die Idee des findigen Unternehmers, der in schwierigen Zeiten nach Lösungen suche.

"Es ist eine praktische Alternative", bestätigt Ayo. Er sagte auch, dass die Leichen nicht auf der Straße verbrannt würden, denn das sei zu beängstigend.

Leichen in den Häusern

Ayo stellt die mobilen Krematorien her und verkauft sie. Jedes einzelne kostet rund 38.000 Euro, der Preis für eine Einäscherung liegt bei fast 30 Euro.

Der Ingenieur erklärt, Ziel sei es, je nach Bedarf problemlos an verschiedene Orte zu wechseln, vor allem in ländlichen Gebieten. Eine Idee, die sich auszahlt. Seit Beginn der mobilen Krematorien sei er bereits von zahlreichen Behörden und Privatunternehmen kontaktiert worden.

"Die Zahlen sprechen für sich. Viele Menschen leben mit Leichen in ihren Häusern, von denen viele auf der Straße enden", sagt Ayo. Leblose Körper, die am Wegesrand liegen, mit Planen oder Decken bedeckt.

Die Einäscherung der Opfer von COVID-19 ist in Bolivien Pflicht. Seit Beginn der Krise hat die bolivianische Polizei Tausende Leichen aus Häusern und von den Straßen eingesammelt.

Seit Beginn der Pandemie haben sich bereits 93.328 Menschen in Bolivien mit dem Coronavirus infiziert. 3.761 sind dort mit oder an Covid gestorben.

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