Belarus: Der Tod des Demonstranten Taraikowski bewegt das Land

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Von Anelise Borges
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Belarus: Der Ort, wo der Demonstrant Taraikowski ums Leben kam, steht nun als Symbol für das Leid, das dem ganzen Land angetan wird.

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Die Folgen von brutaler Polizeigewalt in Belarus - sie sind nun im Zentrum von Minsk zu sehen. An einer Wand hängen Bilder und Plakate, die die Verletzungen zeigen, die Demonstranten zugefügt wurden.

Seit mehr als einer Woche protestieren die Menschen in der ehemaligen Sowjetrepublik gegen den Staatsapparat. Doch Präsident Alexander Lukaschenko ließ die Proteste gewaltsam niederschlagen, mit Blendgranaten, Tränengas, Schlagstöcken und teils sogar mit scharfer Munition.

Dmitri Lovetsky/AP Photo
Menschen zeigen öffentlich ihre VerletzungenDmitri Lovetsky/AP Photo

Mindestens zwei Personen wurden bei den Zusammenstößen getötet. Aleksander Taraikowski war einer von ihnen. Er nahm am 10. August an einem Protest teil. Die Behörden sagen, er sei gestorben, als ein Sprengsatz, den er in seiner Hand hielt, explodierte.

Alena Herman, seine Freundin, hat die Leiche gesehen. Sie sagt, für diese Aussage gebe es keine Beweise: "Es gab keine Verbrennungen an seinen Händen, an seinem Körper oder an seinem Kopf. Es waren nur Stiche zu sehen. Auf seiner Brust war etwas, das für mich wie eine genähte Wunde und ein großer Bluterguss aussah."

Alena erklärt, es habe zwei Tage gedauert, bis die Behörden die Familie von Taraikowskis Tod informiert hätten. Am selben Tag tauchte ein weiteres Video im Internet auf, das seinen Tod zeigen soll.

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Aleksander Taraikowski kam bei den Protesten ums LebenEuronews

"Er war unbewaffnet", sagt Alena. "Sie können sehen, dass er dort mit erhobenen Armen steht und etwas zur Polizei sagt, wie etwa ‘Schaut mich an, erschießt mich, hier bin ich, allein. Unbewaffnet gehe ich auf euch zu.‘ Warum haben sie nicht auf seine Beine geschossen? Wer ist für seinen Tod verantwortlich?"

Dort, wo Taraikowski ums Leben kam, legen die Menschen jetzt Blumen nieder. Vorbeifahrende Autos hupen. Viele sagen, dieser Ort sei nun ein Symbol für das Leid, das dem ganzen Land angetan wird.

"Alles, was in unserem Land passiert, ist ein totales Durcheinander", erklärt ein Regierungsgegner. "Wir haben Lukaschenko 26 Jahre ausgehalten. Es geht nicht mehr. Und jetzt werden Menschen getötet. Was kann man da noch tun?"

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Alenas trauert um ihren FreundEuronews

Präsident Lukaschenko sagte, er wolle das Land gegen das Chaos verteidigen. Er schlug Verfassungsänderungen vor, die zu Neuwahlen führen könnten. Für Experten ist dies aber lediglich ein Versuch, Zeit zu gewinnen und an der Macht zu bleiben.

Alena findet, dass es genug Tote im Land gegeben hat. Sie verlangt nun Gerechtigkeit: "Was ich auch tue - in meinem Kopf sehe ich ihn immer noch in seinem blutverschmierten T-Shirt, wie er hinfällt. Ich will, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden."

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