"Charlie Hebdo": Der Anschlag, der Prozess und viele Angeklagte

In diesem Gerichtssaal findet der "Charlie-Hebdo-Prozess" statt
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Von Frank Weinert
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Er wird viele Menschen aufwühlen: der Prozess um den Anschlag auf "Charlie Hebdo". Wer sind die Männer und die Frau, die da auf der Anklagebank sitzen?

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In diesem Gerichtssaal in Paris beginnt an diesem Mittwoch der Prozess gegen die mutmaßlichen Komplizen der Täter der Anschläge gegen die Redaktion von "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015. Ein in vieler Hinsicht außergewöhnlicher Prozess, der für die Archive der Justiz gefilmt werden wird. Fünfeinhalb Jahre nach den Anschlägen müssen sich 14 Angeklagte vor dem Schwurgericht verantworten. Drei der mutmaßlichen Terroristen wurden von der Polizei erschossen.

Auf der Anklagebank sitzen zum einen die Brüder Kouachi, die bei dem Angriff auf "Charlie Hebdo" 12 Menschen getötet haben sollen, und auf der anderen Seite Amédy Coulibaly. Er soll in Montrouge im Süden von Paris eine Polizistin und vier Menschen, alle jüdischen Glaubens, in einem koscheren Lebensmittelladen erschossen haben.

Drei ihrer wichtigsten mutmaßlichen Komplizen werden bei dem Prozess nicht anwesend sein, darunter Hayet Boumédienne, Amédy Coulibalys ehemalige Partnerin, die wenige Tage vor den Anschlägen Frankreich über die Türkei in Richtung Syrien verlassen hatte. Sie ist diejenige, die auf dem Videoüberwachungsmaterial zu sehen sein soll. Jahrelang hielt man sie für tot. 2019 soll sie - recht lebendig - in Syrien gesehen worden sein, nachdem aus einem Lager geflohen sein soll. Die Ermittler hoffen weiterhin, sie zu finden. Hayet Boumédiene soll Amédy Coulibaly geholfen haben, die Anschläge durch Betrügereien zu finanzieren. Ihr drohen 20 Jahre Gefängnis.

Beim Prozess fehlen auch die Brüder Belhoucine, die vor den Anschlägen im irakisch-syrischen Grenzgebiet aus den Reihen des "Islamischen Staates" zu Hayet Boumédienne gestoßen waren. Sie könnten bei Kämpfen getötet worden sein. Mohamed Belhoucine, der der Mittäterschaft an Terrorakten beschuldigt wird, droht die schwerste Strafe: lebenslange Haft, genau wie Ali Riza Polat, der seit 2015 im Gefängnis sitzt.

Den anderen Angeklagten wird die logistische Unterstützung der Attentäter vorgeworfen. Sie sollen den drei Hauptangeklagten Waffen, Munition, Geld oder Fahrzeuge beschafft haben. Nur einer von ihnen, Christophe Raumel, wird nicht wegen Terrorismus angeklagt und wird vor Gericht frei erscheinen.

Dieser Prozess soll auch den Zeugen der Angriffe und den Angehörigen der Opfer helfen, das Geschehen zu verarbeiten. Rund 200 Personen haben Zivilklagen eingereicht, und es wird erwartet, dass mehrere von ihnen im Zeugenstand aussagen werden. Der Prozess soll bis zum 10. November dauern.

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