Belarus: Oppositionspolitikerin Kolesnikowa verschwunden - entführt?

Maria Kolesnikowa
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Von Euronews mit dpa
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In Belarus ist die Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa spurlos verschwunden. Es gibt Bericht, maskierte Männer hätten sie verschleppt. Sie hatte an den Protesten gegen Lukaschenko teilgenommen.

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Von einer der wichtigsten Anführerinnen der Opposition in Belarus, Maria Kolesnikowa, fehlt jede Spur. Der Koordinierungsrat der Demokratiebewegung geht davon aus, dass die 38-Jährige entführt wurde. Außerdem seien ihr Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow nicht mehr erreichbar.

Das Internetportal tut.by berichtete nach Darstellung einer Augenzeugin, dass Unbekannte am Montagmorgen Kolesnikowa in einen Minibus gesteckt und entführt haben sollen.

Kolesnikowas Familienangehörigen gaben eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf, wie das Team des Ex-Bankenchefs Viktor Babariko am Abend mitteilte. Kolesnikowa arbeitet für den inhaftierten Oppositionellen, der gegen Lukaschenko kandidieren wollte.

"Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt", teilte der Koordinierungsrat mit. Sie sei zusammen mit ihrem Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihrem Sprecher Anton Rodnenkow im Zentrum von Minsk von Unbekannten entführt worden. Die Behörden erklärten, nichts von dem Verschwinden zu wissen.

Maria Kolesnikowa ist eine der wichtigsten Oppositionellen, die sich gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko stellen. Einige Kollegen des Gremiums waren zuvor schon festgenommen, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden, unter anderem die Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowaskaja. Sie war nach der Wahl ins EU-Land Litauen geflüchtet.

Kolesnikowa arbeitet für den Ex-Bankenchef Viktor Babariko, der für das Präsidentenamt kandidieren wollte. Sie ist auch im Präsidium des Koordinierungsrates, der einen friedlichen Machtwechsel anstrebt. Kolesnikowa hatte viele Jahre in Stuttgart gelebt und von dort aus Kulturprojekte gemanagt. Kolesnikowa trat immer wieder bei Protestaktionen auf und wurde dabei von den Demonstranten bejubelt. Bei der Großdemonstration am Sonntag marschierte sie in Minsk mit.

Hintergrund der Proteste ist die Präsidentenwahl vor mehr als vier Wochen. Lukaschenko hatte sich danach mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen Tichanowskaja für die wahre Siegerin. Die Abstimmung steht international als grob gefälscht in der Kritik.

Trotz eindringlicher Warnungen hatten Zehntausende Menschen landesweit gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko protestiert. Dabei sollen laut den Behörden rund 600 Menschen festgenommen worden sein.

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