In Lesbos wurden im völlig überfüllten Flüchtlingslager vor wenigen Tagen erste Corona-Fälle verkündet. Nun reagiert die griechische Regierung mit Quarantäne und Covid-Tests. In Berlin forderten Aktivisten die Evakuierung der Geflüchteten.
Von menschenwürdigen Bedingungen konnte beim Flüchtlingslager in Moria noch nie die Rede sein. Die aktuelle Situation scheint aber noch einmal an Dramatik zugenommen zu haben. Einst für knapp 3000 Menschen ausgelegt, leben inzwischen viermal so viele Geflüchtete dicht zusammengefercht im Camp Moria auf Lesbos.
Seit ein Corona-Fall bekannt wurde, steht das Camp unter Quarantäne. 1600 Corona-Tests wurden durchgeführt - offiziell bestätigte Fälle gibt es 17 an der Zahl. Die Dunkelziffer könnte jedoch höher liegen. Bislang zeigt keiner der positiv Getesten Symptome.
Hilfsorganisationen schlagen seit Jahren Alarm
Viele Menschenrechtsorganisationen warnen schon seit geraumer Zeit vor einem unkontrollierbaren Corona-Ausbruch in den griechischen Flüchtlingscamps. Oxfam sieht das Leben hunderter Menschen bedroht, wenn die Politik nicht einlenke. Und auch Ärzte ohne Grenzen fordert die Behörden auf, das Camp zu evakuieren, die Menschen in Sicherheit zu bringen und vor der Pandemie zu schützen.
Corona-Fälle in Flüchtlingslager wiegen besonders schwer
Die Corona-Fälle in Moria sind nicht die ersten in einem griechischen Flüchtlingslager. Um erneute Infektionsausbrüche möglichst lokal isolieren zu können, hat die griechische Regierung ein Ausreiseverbot für die dicht im Camp gedrängten Geflüchteten verhängt - vorerst bis zum 21. September.
Solidaritätsaktion vor dem Berliner Reichstag
In Berlin haben Aktivisten auf die katastrophale Lage in Moria mit dieser Aktion vor dem Reichstag aufmerksam gemacht. Die 13.000 aufgestellten Stühle symbolisieren die Geflüchteten auf Lesbos. Die Aktivisten fordern eine Evakuierung des Camps in Moria und erwarten von der deutschen Bundesregierung mehr Menschen aufzunehmen.
Eine Bündnis aus Seebrücke, Seawatch, "Leave no one behind" und Campact sprechen von einer humanitären Katastrophe an der EU-Außengrenze.