Die belarussische Opposition hat ihre Vorwürfe gegen belarussische Sicherheitskräfte vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf unterstrichen. Der Minsker UN-Gesandte wies sie zurück. In fünf Kilometer Entfernung zu Polen halten Truppen aus Russland und Belarus das Manöver "Slawische Bruderschaft" ab.
Den staatlichen Sicherheitskräften in Belarus werden Folter und sexuelle Gewalt vorgeworfen.Die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja beschuldigt die Behörden der Gewalt gegen friedliche Demonstranten.
Sie sprach während einer Dringlichkeitsdebatte vor dem UN-Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf über die Menschenrechtssituation in ihrem Land.
Der ständige Vertreter von Belarus bei den Vereinten Nationen in Genf, Juri Ambrazewitsch, wies ihre Behauptungen zurück: "Anschuldigungen wegen sexueller Gewalt gegen Demonstranten - darüber gibt es keine offiziellen Aufzeichnungen, es gibt auch keine Bestätigung für Behauptungen, dass im Zusammenhang mit den Protesten Menschen verschwunden sind. Was die politischen Verhaftungen betrifft, so haben diese nicht stattgefunden. Einige Personen wurden im Zusammenhang mit gerichtlichen Ermittlungen gemäß der gesetzlichen Rechtsordnung in Gewahrsam genommen."
Belarus-Sanktionen in der kommenden Woche?
Eine Mehrheit der Abgeordneten im Europaparlament hat sich bereits für Sanktionsmaßnahmen gegen Präsident Alexander Lukaschenko ausgesprochen und bestätigt, dass das Wahlergebnis nicht anerkannt wird.
Euronews-Korrespondentin Shona Murray kommentierte in Brüssel: "Wie wir wissen, ist die EU schon seit geraumer Zeit bereit, Sanktionen gegen Belarus zu verhängen, etwas, das nächste Woche auf dem Treffen des Europäischen Rates entschieden werden soll.. Das haben am Donnerstag auch die Abgeordneten im Europäischen Parlament mit überwältigender Mehrheit gefordert. Es gibt eine große Übereinstimmung in dieser Frage."
Provokation? Manöver an polnischer Grenze
Russische und belarussische Truppen haben unterdessen gemeinsame Übungen in der Region Brest nur fünf Kilometer entfernt von der polnischen Grenze begonnen.
Mehr als 800 Soldaten mit 170 Geräteeinheiten beteiligen sich an dem Manöver "Slawische Bruderschaft 2020", das am 25. September enden soll. Mit von der Partie sind auch Fallschirmspringereinheiten, die Anti-Terror-Übungen durchführen.
Auf dem Programm stehen neben militärischem Drill auch kulturelle Austausche und Sportwettbewerbe. Die Manöver "Slawische Bruderschaft" finden seit 2015 in Belarus, Serbien oder der südrussischen Region Krasnodar statt.