Torfmoore brennen - Zombie-Feuer in Sibirien

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Von Yury Smirnov
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In Sibirien brennen riesige Torfmoore. Es ist eine Katastrophe, die viele Facetten hat - und einen Ursprung: menschliches Handeln, im Kleinen wie im Großen. Dürre und Brände sind eine Folge des Klimawandels - und befeuern ihn zugleich.

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In Sibirien brennen riesigeTorfmoore. Es ist eine Katastrophe, die viele Facetten hat - und einen Ursprung: menschliches Handeln, im Kleinen wie im Großen. Über Jahrzehnte wurden die Moore für die Torfgewinnung entwässert, oft ist das Moor trocken wie Zunder. Der Klimawandel tut seinen Teil in der Taiga, die Sommer sind heißer, trockener, gefährlicher geworden.

Ausgerüstet mit einer Schaufel hebt und wendet Grigory Kuksin schwelende Erde in der sumpfigen Lichtung eines ausgedehnten sibirischen Waldes. Zusammen mit einer kleinen Kohorte freiwilliger Feuerwehrleute kämpft er gegen einen winterfesten, unterirdischen Brand, ein wachsendes Problem in Russland, das er eine "Klimabombe" nennt.

"Das sind unterirdische Brände - Zombie-Brände", sagte Kuksin, der 40-jährige Leiter der Greenpeace-Wildfeuereinheit in Russland.

Das riesige, dicht bewachsene Moor, das von einem Kiefernwald umgeben ist, ist Teil des Susunski-Naturreservats, zweieinhalb Stunden südlich von Russlands drittgrößter Stadt Nowosibirsk gelegen.

Seine weiche Oberfläche ist Torf - ein Brennstoff, der durch die langsame Zersetzung organischer Materie in feuchter Umgebung entsteht - der seit etwa fünf Jahren schwelt, schätzt Kuksin. Das Feuer, das einen Meter unter der Erdoberfläche schwelt, hat wegen des niedrigen Grundwasserspiegels in Folge regelmäßiger Dürreperioden den bitterkalten sibirischen Winter überlebt. "Aber Torf fängt niemals von selbst Feuer. Der Mensch ist immer verantwortlich", sagt Kuksin. Eine schlecht ausgedrückte Zigarette reicht aus, um ein Feuer zu entfachen, für das es Jahre dauern kann, es zu löschen.

Wenn die Temperaturen im Frühsommer ansteigen, können die Brände wieder aufflammen - man nennt sie deshalb auch Untote oder Zombiefeuer.

Futter für den Teufelskreis

Wissenschaftler sagen, dass Sibirien und die Arktis besonders anfällig für den Klimawandel sind,  sie registrieren erschreckend hohe Temperaturen und immer schlimmere Waldbrände.

Im Juni meldete die arktische Stadt Werchowjansk beispiellose 38 Grad Celsius, und rund neun Millionen Hektar Wald - ein Gebiet von der Größe Portugals - seien in diesem Jahr von Bränden heimgesucht worden.

Torfbrände sind eine zusätzliche Bedrohung für das Klima, weil sie große Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzen. "Es ist eine Klimabombe", sagte Kuksin, es sei ein Teufelskreis, in dem Brände, die durch den Klimawandel verschlimmert werden, Gase freisetzen, die wiederum den Klimawandel verschlimmern.

"Wir kämpfen sowohl gegen die Folgen des Klimawandels als auch gegen das, was ihn verursacht",

Die Website Nature berichtete kürzlich über einen alarmierenden Anstieg der Häufigkeit von Torfbränden in den arktischen Zonen, sowohl in Nordamerika als auch in Russland.

Schmutzige Arbeit

Auch ist das Löschen von Mooren oft komplizierter als bei konventionellen Waldbränden.

"Um ein Moor zu löschen, muss man es fluten und die Erde gründlich durchmischen, bis man eine flüssige Paste erhält", sagt Ekaterina Grudinina, 38, Greenpeace-Koordinatorin in Sibirien und im Fernen Osten.

In der Nähe tränken Freiwillige den Boden mit Wasser, das aus einem nahe gelegenen Sumpf gepumpt wurde, und besprühten das trockene Moor mit Feuerwehrschläuchen. Sobald der Torf gesättigt ist, wird die Temperatur der unterirdischen Schicht gemessen. Liegt die Temperatur über 40 Grad, wird der Vorgang wiederholt.

Das Moor brennt immer wieder

In schlimmen Jahren gab es manchmal 180 Brandherde, offizielle Schätzungen liegen mal bei 15, mal bei 20.000 Hektar. Greenpeace sprach von 11 Millionen Hektar. Die NASA-Satelliten dokumentierte die Brände gut sichtbar aus dem All. Um die Folgen der Brände weiß man schon lange, die Wissenschaft hat lange gewarnt.

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