Max-Planck-Forscher: Neandertaler-Genvariante schuld an schwerem Covid-19-Verlauf

Nachstellung eines Neandertaler-Paares in einem deutschen Museum
Nachstellung eines Neandertaler-Paares in einem deutschen Museum Copyright Martin Meissner via AP
Von Cornelia TrefflichEuronews
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Wie kommt es, dass einige Menschen eine Infektion mit dem Corona-Virus kaum bemerken, während andere daran sterben?

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Wie kommt es, dass einige Menschen eine Infektion mit dem Corona-Virus kaum bemerken, während andere daran sterben? Diese Frage stellten sich die Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Eine internationale Studie von Covid-Patienten hatte ergeben, dass ein Gen-Cluster auf dem dritten Chromosom mit einem hohen Risiko eingerging, im Falle einer Corona-Virusinfektion einen schweren Krankheitsverlauf hervorzurufen. Dazu analysierten sie die genetischen Informationen von 3.199 Covid-Patienten.

Die Forscher um Hugo Zeberg und Svante Pääbo vom MPI haben diese Chromosomengruppe nun genauer untersucht und kommen zu einem erstaunlichen Ergebnis. Offenbar liegt einer der größten Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf darin, dass diese Menschen DNA-Sequenzen besitzen, die von den Neandertalern stammen.

"Es hat sich herausgestellt, dass moderne Menschen diese Genvariante von den Neandertalern geerbt haben, als sie sich vor etwa 60.000 Jahren miteinander vermischten", erklärt Zeberg. So sei die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit dieser Genvariante ein dreimal höheres Risiko haben, bei bei einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 künstlich beatmet werden zu müssen. Warum dieser Teil des dritten Chromosoms das Risiko für schwere Erkrankungen erhöht, ist noch nicht bekannt. Das soll nun erforscht werden.

"Es ist erschreckend, dass das genetische Erbe der Neandertaler während der aktuellen Pandemie so tragische Auswirkungen hat", erklärt Svante Pääbo, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Die Studie hatte zudem ergeben, dass diese "gefährliche" Genvariante weltweit unterschiedlich verbreitet ist - so seien Menschen in Südasien weitaus häufiger betroffen. Dort tragen ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung die Neandertal-Genvariante. In Europa hingegen sei es nur einer von sechs Menschen. In Afrika und Ostasien kommt sie so gut wie nicht vor.

Dennoch sind die Zahlen der Todesfälle in den USA, Brasilien und Indien am höchsten. Auch in Europa hat das Virus hohe Todeszahlen gefordert. Eine Begründung dafür liefern die Forscher jedoch nicht.

Weitere Quellen • Nature, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

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