45 Jahre danach: Opfer der Franco-Diktatur hoffen auf Gerechtigkeit

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Copyright Jaime Velázquez
Von Jaime Velazquez
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Viele in Spanien, die unter Franco Folter erleiden mussten oder Angehörige verloren haben, setzen ihre Hoffnungen auf Prozesse in ein neues Gesetz.

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Rosa war 18 Jahre alt, als sie von von der Franco-Polizei verschleppt wurde. Sechs Tage wurde sie festgehalten, geschlagen. Man drohte ihr, sie zu vergewaltigen oder umzubringen. Sie bekam kein Wasser, durfte weder schlafen noch auf die Toilette gehen.

Rosa erinnert sich an diese schlimme Zeit: "Sie glaubten, sie dürften machen, was sie wollten. Sie haben ständig gedroht, etwa damit, dass sie einen die Treppe runterwerfen würden. Ich habe ihnen gesagt, dann werft mich doch, damit das Leiden ein Ende hat."

Seit vielen Jahren kämpft Rosa um Gerechtigkeit, darum, die Täter vor Gericht zu stellen. Bisher haben die Gerichte ihren Fall nicht angenommen.

Nun ruhen ihre Hoffnungen auf einem neuen Gesetzesvorschlag zur Untersuchung von Verbrechen aus der Franco-Zeit.

Jaime Velazquez
Rosa - Opfer der Franco-DiktaturJaime Velazquez

Rosa sagt: "Ich würde sie so gerne vor einem Richter sehen. Alle sollen wissen, dass es der Job dieser Leute war, zu foltern. Ich will, dass ihre Familien wissen, wer sie waren."

Seit Jahren suchen Verbände von Franco-Opfern meist auf eigene Faust nach den Überresten derer, die damals verschwanden und ermordet wurden.

Euronews-Reporter Jaime Velazquez erklärt: "Mehr als 100.000 Menschen könnten in Massengräbern  liegen. Bisher wurden lediglich die Überreste von 9000 Menschen geborgen. Das neu geplante Gesetz enthält auch einen nationalen Exhumierungs-Plan. Außerdem sollen DNA-Tests dabei helfen, die Identität der Toten festzustellen."

Marco Gonzalez vertritt eine Vereinigung von Opfern der Franco-Diktatur. Er sagte uns: "Ein erster Schritt zur Entschädigung ist es, den Familien die Überreste zu geben, damit sie und nicht die Henker entscheiden, wo die Opfer bestattet werden. Danach muss untersucht werden, wer für die Taten verantwortlich ist."

Spanische Gerichte haben bisher ein Amnestie-Gesetz aus der Übergangszeit zur Demokratie in Spanien genutzt und so weitere Untersuchungen gestoppt.

Manu Fernandez/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Balthasar GarzonManu Fernandez/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.

Baltasar Garzón war einer der wenigen Richter, die ein Verfahren gegen führende Vertreter des Franco-Regimes eingeleitet haben. Das war 2008. Zwei Jahre später und nach Protesten aus rechtsextremen Kreisen wurde Garzón als Richter suspendiert.

Er glaubt, das Amnestie-Gesetz sollte einem gerechten Verfahren nicht im Wege stehen. Garzón sagte uns: "Es muss eine Antwort geben. Es muss kein Strafverfahren sein, bei dem es um eine Haftstrafe geht. Es kann ein Verfahren zur Entschädigung der Opfer sein, etwas Symbolisches. Ich hoffe, das neue Gesetz wird diesen Kriterien entsprechen. Wenn das so ist, werden wir eine Lösung finden."

Der Gesetzesentwurf muss jetzt noch zur letzten Lesung ins Parlament. Es könnte der Beginn eines langen Prozesses sein, um ein nach wie vor ungelöstes Kapitel in der spanischen Geschichte zu schließen.

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