7 Städte in NRW Risikogebiete - es hagelt Kritik am Beherbergungsverbot

Immer mehr Risikogebiete in Deutschland
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Von Kirsten Ripper mit dpa, AP
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An diesem Samstag hat das RKI wieder mehr als 4.700 tägliche Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Auch Köln überschreitet den kritischen Wert. Doch es regt sich Kritik an Beherbergungsverbot und Sperrstunden.

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Das Robert Koch-Institut hat an diesem Samstag 4.721 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den vergangenen 24 Stunden gemeldet. Die Reproduktionszahl, der sogenannte R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland bei 1,34, am Vortag bei 1,17. Zum Vergleich: In Frankreich - wo am Freitagabed mehr als 20.000 Neuinfektioen verzeichnet wurden - geben die Behörden den R-Wert mit 1,2 an. Das bedeutet, dass ein Infizierter die Ansteckung im Durchschnitt 1,2 andere Personen weitergibt.

Auch Köln jetzt über kritischem Wert

Nach Berlin, Frankfurt, Offenbach und anderen Städten liegt die Zahl der Neuinfektionen auch in Köln über dem kritischen Wert.

In Köln darf jetzt auf Straßen und Plätzen ab 22.00 Uhr kein Alkohol mehr getrunken werden. Und es dürfen nur noch bis zu fünf Personen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit zusammenkommen - bisher waren es zehn. In Fußgängerzonen in Köln gilt Maskenpflicht.

Eine Sperrstunde wie in Berlin werde zunächst nicht eingeführt, erklärte die gerade wiedergewählte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Von Feiern in der eigenen Wohnung rät Reker "dringend" ab. Mehr als zehn Menschen sollten dort nicht zusammenkommen.

Insgesamt überschreiten sieben Städte in NRW den kritischen Wert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen 7 Tagen. Diese sind Herne mit 66,5 Positiv-Fällen, Hamm mit 64,5, Wuppertal mit 55,2, Hagen mit 55,1, Köln mit 54,8, Recklinghausen mit 52,3 und Remscheid mit 51,2. Düsseldorf, Essen und Duisburg liegen laut WDR knapp unter der 50er-Marke.

Kritik an Sperrstunden und Beherbergungsverbot

Dass Hotels in vielen Bundesländern keine Gäste aus innerdeutschen Risikogebieten aufnehmen dürfen, wird an diesem Wochenende weiter diskutiert. Zuvor hatte GesundheitsministerJens Spahn ja immer wieder dazu aufgerufen, den Urlaub in Deutschland zu verbringen. Viele unterstreichen, dass private Reisen von dem Verbot nicht betroffen seien.

Im Interview mit dem Deutschlandfunk kritisierte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) das Beherbergungsverbot. Ingrid Hartges forderte auch bundesweit einheitliche Regeln, die einfacher zu kommunizieren seien und besser von den Gästen akzeptiert würden. Die aktuelle Lage zu Beginn der Herbstferien nannte die Dehoga-Verantwortliche eine "Katastrophe" für die Branche. Es hagle Absagen, und das sei bitter.

Auch der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung sprach sich gegen das Beherbergungsverbot sowie gegen Sperrstunden aus. Andreas Gassen sprach in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" von einer "Regelungswut", durch die womöglich die Akzeptanz für wirklich effektive Maßnahmen verloren gehe. Innerdeutsche Reisen seien lediglich eine "Pseudo-Gefahr". Echte Probleme gebe es dagegen bei Großhochzeiten, in Fleisch verarbeitenden Unternehmen und durch unkontrolliertes Feiern.

Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach sich laut NDR ebenfalls gegen Sperrstunden aus. Die Stadt Hamburg - in der die Inzidenz zuletzt bei 39 Fällen pro 100.000 Einwohnern lag, aber mit steigender Tendenz - solle stärker dort einschreiten, wo es wirklich Probleme gibt - zum Beispiel bei großen Familienfeiern.

"Kleinstaaterei statt Zusammenrücken"

Der Berliner Tagesspiegel schreibt, das Beherbergungsverbot stehe für Kleinstaaterei und stifte "größtmögliche Unordnung". Es mache keinen Sinn, dass Berliner in die Toskana reisen dürften, nicht aber nach Brandenburg. "Statt mit gesundem Sicherheitsabstand und im Kampf gegen das Virus zusammenzurücken, gehen die Länder also auf Distanz zueinander. Die Berliner würden zum Risiko für ganz Deutschland polterte etwa CSU-Generalsekretär Markus Blume vor einigen Tagen – und unterschlug, dass die Infektionszahlen in München schon Wochen zuvor ähnlich hoch waren wie in der Partyhauptstadt."

Auch jetzt liegen in Bayern wieder mehrere Regionen über dem kritischen Wert. In der Stadt Memmingen gab es in den vergangenen 7 Tagen 54,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern. Im Landkreis Fürstenfeldbruck lag der Wert bei 51,1. In Rosenheim lag die Inzidenz laut RKI innerhalb von sieben Tagen bei 67,7 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern.

Weitere Quellen • WDR, NDR, Tagesspiegel

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