Doch nicht immun? 25-Jähriger bei 2. Corona-Infektion schwer erkrankt

Coronaviren in einer menschlichen Zelle unter dem Mikroskop
Coronaviren in einer menschlichen Zelle unter dem Mikroskop Copyright Rocky Mountain Laboratories via AP
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Von Euronews
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Der Patient hat sich zweimal mit Corona infiziert. Die zweite Infektion verlief wesentlich schwerer als die erste. Forscher rätseln, warum das so ist.

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In Nevada hat sich ein 25-jähriger Mann offenbar zweimal mit dem Corona-Virus angesteckt. Beim zweiten Mal entwickelte er schwerere Symptome. Das geht aus einer neuen Fallstudie der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases hervor.

Behandlung in der Notaufnahme

Der Patient wurde zuerst am 18. April positiv auf das Coronavirus getestet, nachdem er Ende März Halsschmerzen, Husten, Kopfschmerzen, Überkeit und Durchfall entwickelt hatte. Nach dem Abklingen der Symptome Ende April fühlte er sich gut. Zwei weitere Tests im Mai fielen negativ aus.

Ende Mai jedoch befielen ihn erneut grippeähnliche Symptome - dieses Mal so stark, dass er in der Notaufnahme behandelt werden musste. Fünf Tage später entwickelte er Atemnot und hatte schlechte Sauerstoffwerte.

Eine Röntgenaufnahme der Brust zeigte, dass er eine Lungenentzündung entwickelt hatte. "Der Patient benötigte im Krankenhaus ständige Sauerstoffunterstützung und berichtete über Symptome wie Muskelschmerzen, Husten und Kurzatmigkeit", so die Forscher.

Sein Coronatest von Anfang Juni: positiv.

Schwerwiegender Covid-19-Verlauf bei wiederholter Infektion

Forscher untersuchten das Virus genetisch. Dabei stellten sie signifikante Unterschiede zwischen einzelnen Varianten des Virus bei dem Patienten fest. Dieser könnte beispielsweise - so die Forscher -wesentlich virulenter, also ansteckender, gewesen sein.

Ein anderer Grund für den schwereren Krankheitsverlauf bei der zweiten Infektion könnte sein, dass der Mann einer wesentlich höheren Virendosis ausgesetzt gewesen ist, was zu einer stärkeren Reaktion geführt hat.

Eine weitere Hypothese sind sogenannte "Infektionsverstärkende Antikörper". Bei diesem Mechanismus binden sich Antikörper an die Virenoberfläche, allerdings nicht, um sie zu neutralisieren. Stattdessen helfen sie dem Virus dabei, in die Zellen vorzudringen, um sich schneller auszubreiten. Diese Reaktion kennt man zum Beispiel vom Dengue-Fieber.

Re-Infektion mit dem Corona-Virus: weltweit eine Handvoll Fälle

Es handelt sich um den ersten dokumentierten Fall eines Patienten in den USA, der sich offenbar erneut mit dem Virus infiziert hat. Weltweit sind bislang nur eine Handvoll Fälle dieser Art dokumentiert. So waren in Belgien, Hongkong und den Niederlanden Fälle registriert worden, die schon zuvor wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt wurden.

Nur ein einziger Patient aus Ecuador hatte bei der zweiten Infektion mit schweren Symptomen zu kämpfen, berichten die Forscher im Lancet.

Weiterhin ist unbekannt, wie lange Menschen, die an COVID-19 erkrankt sind, immun sind, obwohl viele Experten von einer Immunität für "gewisse Zeit" ausgehen. Eine Studie aus Island hatte gezeigt, dass Antikörper, die das Virus bekämpfen mindestens vier Monate lang im menschlichen Körper nachgewiesen werden konnten.

Diese Nachricht ist auch ermutigend für die Impfstoff-Entwicklung, denn dieser soll die körpereigene Immunantwort auslösen, damit das Virus keine Chance hat.

Weitere Quellen • Fachzeitschrift The Lancet

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