Setzt Trump gezielt auf Kirchen und das Thema Abtreibung?

Das Ehepaar Barrett mit dem Ehepaar Trump nach der Vereidigung von Amy Coney Barrett
Das Ehepaar Barrett mit dem Ehepaar Trump nach der Vereidigung von Amy Coney Barrett Copyright Patrick Semansky/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Von Andy Roesgen mit Euronews
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Am Beispiel der US-Metropole Chicago zeigt Euronews-Korrespondent Andy Roesgen, wie die Berufung von Amy Coney Barrett an den Supreme Court die Befürworter und Gegner von Abtreibung in den USA noch weiter spaltet.

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In katholischen Kirchen im konservativ geprägten Mittleren Westen der USA hört man oberflächlich weder lauten Jubel noch negative Äußerungen über die Berufung von Amy Coney Barrett an das Oberste Gericht.

Bei genauerem Hingucken ist die breite Zustimmung aber unübersehbar. Schließlich hat die Personalie die ohnehin schon vorhandene konservative Mehrheit im Supreme Court zementiert.

Candace Woodward ist eine Barrett-Unterestützerin: "Das ist eine große Sache! Für uns Frauen, für alle religiösen Menschen. Wir sind so glücklich."

Jax West ist eine Barrett-Gegnerin: "Ihr werdet die Abtreibung niemals loswerden. Es wird immer Abtreibung geben, ihr werdet nur sichere Abtreibungen verhindern."

Amy Coney Barrett stand jahrelang einem Bundesgericht in Chicago, Illinois vor. Außerhalb des Gerichts gab es Proteste in Anlehnung an die Unterwerfung der Frauen in der amerikanischen TV-Serie "Handmaid's Tale". Die Demonstrierenden sagen, dass ihre Ansichten über Abtreibung und Homosexuellenrechte in dieser liberalen Stadt nicht gut ankommen.

Illinois hat ein staatliches Gesetz, das Recht auf Abtreibung garantiert. Mit der "Roe versus Wade"-Entscheidung des Obersten Gerichtshofs wurde Abtreibung in den USA 1973 landesweit legalisiert.

Aber in vielen Kirchen, in denen die Anti-Abtreibungsbewegung am stärksten ist, herrscht das Gefühl vor, dass das Gesetz durch die Berufung von Amy Coney Barrett fallen könnte.

Barrett-Unterstützerin Betty Williams sagte: "Es gab andere Gelegenheiten. Ich hoffe, dass das passieren könnte, aber es ist noch nie passiert, also müssen wir einfach abwarten, aber zum Wohle des Landes ist sie die beste Wahl."

Kritiker von Coney Barrett wie Jax West sehen das komplett anders: "Wenn das Recht auf Abtreibung landesweit fällt, werden wir den Frauen helfen, hierher zu kommen, um Abtreibungen sicher vornehmen zu lassen."

Präsident Donald Trump hat sein Bestes getan, um religiöse Wähler in sein Lager zu holen, meint Euronews-Korrespondent Andy Roesgen. Er kommentierte vor einer Kirche in Illinois: "Wenn religiöse Führungskräfte gefragt werden, warum sie Präsident Trump trotz der umstrittenen Dinge, die er sagt und tut, unterstützen, nennen sie als Grund dafür: er habe die Macht, Richter zu ernennen, die die konservative Agenda weiterführen, auch lange nach dem Ende seiner Amtszeit."

Barrett-Unterstützerin Candace Woodward: "Trump ist unser Held geworden, weil er unser Amerika rettet."

Der Chicagoer Politikanalyst Thom Serafin meint, dass Amy Coney Barretts dokumentierte Haltung gegen Abtreibungen bei der Präsidentenwahl einen Unterschied machen könnte: "Wenn dieses Thema diskutiert wird, hilft es den Republikanern, es zieht diese Wähler zurück, und sie sind mehr daran interessiert, über dieses spezielle Thema abzustimmen."

Eine harte Haltung gegen Abtreibungen als Wähler-Magnet für Trump? Erst Analysen nach der Wahl werden Aufschluss darüber geben.

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