"100.000 Nerze pro Tag": Dänemark keult und verhängt Teil-Lockdown

Tote Nerze (Oktober 2020)
Tote Nerze (Oktober 2020) Copyright METTE MOERK/Mette Moerk memo@vafo.dk
Von Euronews mit dpa / afp
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Derweil hat das Keulen in den Nerzzuchtfarmen des Landes begonnen. Die Regierung hatte am Mittwoch die Tötung der gesamten Nerzpopulation Dänemarks angeordnet. Bis zu 17 Millionen Tiere sind betroffen.

WERBUNG

Dänemark hat wegen der Übertragung mutierter Coronaviren vom Nerz auf den Menschen einen Quasi-Lockdown über die Region Nordjütland verhängt.

Knapp 280 000 Einwohner in sieben Kommunen wurden aufgefordert, ihre Region nicht mehr zu verlassen und einen Coronatest durchzuführen. Der öffentliche Nahverkehr ist unterbrochen, für Schüler der Klassen fünf bis acht und Studenten gilt ab Montag Fernunterricht.

Dies sei notwendig, weil das mutierte Coronavirus das Risiko mit sich bringe, die Wirkung künftiger Impfstoffe zu beeinflussen, wie die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte.

Bis zu 17 Millionen Tiere sind betroffen

Wie das dänische Gesundheitsinstitut SSI am Freitag mitteilte, wurde die mutierte Version des Coronavirus bereits bei 214 Personen nachgewiesen. 200 Fälle traten allein in Nordjütland auf.

Derweil hat das Keulen in den Nerzzuchtfarmen des Landes begonnen. Die Regierung hatte am Mittwoch die Tötung der gesamten Nerzpopulation Dänemarks angeordnet. Bis zu 17 Millionen Tiere in den rund 1140 Zuchtfarmen des Landes sind betroffen.

Eine grausige Mammutaufgabe für die örtlichen Gesundheitsbehörden. Man habe ein hohes Niveau erreicht, sagt Flemming Kure Marker von der dänischen Veterinär- und Lebensmittelbehörde.

Derzeit keule man bis zu 100.000 Nerze pro Tag. Man versuche jetzt, den Rhythmus zu beschleunigen.

Nach Angaben der dänischen Behörden sind bereits auf mehr als 200 Farmen Corona-Fälle festgestellt worden. Auf 67 Farmen wurde der Pelztierbestand bereits getötet.

Dänemark ist der weltweit größte Exporteur von Nerzfellen. Die Züchter sollen entschädigt werden.

WHO: Kein Hinweis auf erhöhtes Risiko

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht derzeit noch keine Hinweise auf erhöhte Risiken bei der in Dänemark von Nerzen übertragenen Variante des Coronavirus. 

Es habe bereits zahlreiche Mutationen von Sars-CoV-2 gegeben, sagte WHO-Chef-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan am Freitag in Genf. "Es ist zu früh dafür, voreilige Schlüsse zu ziehen, welche Folgen diese neue Mutation für die Übertragung, Schwere der Erkrankung, klinische Symptome, Immunantwort oder mögliche Impfstoff-Wirkung hat."

Der WHO seien bislang weltweit über 170 000 Gensequenzen des Virus bekannt, sagte Swaminathan. Ein Stab von Wissenschaftlers werte die Veränderungen des Erregers seit Beginn der Pandemie ständig aus.

Eine erste Risikobewertung der WHO zur Situation in Dänemark sei in Arbeit, im Laufe des Freitags wolle man mit den Mitgliedsstaaten kommunizieren, sagte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. 

"Die Belege, die wir haben, weisen nicht darauf hin, dass diese Variante sich in irgendeiner Form anders verhält", so Ryan. Er betonte aber auch, es sei wichtig, der Übertragung durch Sicherheitsmaßnahmen in Tierbetrieben vorzusorgen.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Dänemark stoppt Ölförderung in der Nordsee

Ruinierte Nerzzüchter: Frederiksen kann Tränen kaum zurückhalten

Frankreich verlegt Dutzende Patienten und setzt auf Massentestungen