Katholische Kirche in England: Lieber schweigen als Missbrauch verhindern

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Von Nial OReilly
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Der katholischen Kirche in England war ihr guter Ruf wichtiger als Kindesmissbrauchs durch Priester zu beenden, zu diesem Schluss kommt eine staatliche Untersuchungskommission. Kardinal Vincent Nichols hatte bereits eingeräumt, belastendes Material nicht offengelegt zu haben.

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Eine offizielle Untersuchung in Großbritannien hat Beweise vorgelegt, dass die katholische Kirche in England und Wales lieber ihren Ruf geschützt habe als Kindesmissbrauchs durch Priester zu beenden. Die Independent Inquiry into Child Sexual Abuse kritisiert massiv Kirchenführer, insbesondere den obersten Geistlichen in England. Er habe es versäumt, Opfer von sexuellem Missbrauch durch Priester zu schützen.

Die katholische Kirche hatte viele Jahrzehnte Zeit, sich zu reformieren und dafür zu sorgen, dass Vertuschung und Komplizenschaft mit Missbrauchstätern, die wir in der Vergangenheit gesehen haben, nicht weitergehen. Das haben sie aber versäumt, und deshalb denke ich, wir brauchen Maßnahmen der Regierungen, der britischen Regierung, um sicherzustellen, dass dies in Zukunft nicht mehr möglich ist.
Richard Scorer
Opferanwalt

Opferanwälte fordern den Rücktritt von Kardinal Vincent Nichols, in einem offenen Brief werden ihm Versagen bei der Missbrauchsaufklärung und -prävention vorgeworfen. Gegenüber der staatlichen Untersuchungskommission in London räumte der Kardinal ein, belastendes Material gegen einen beschuldigten Priester nicht offengelegt zu haben. Zwischen 1970 und 2015 stellt der Bericht mehr als 1.700 Anschuldigungen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs durch Priester fest.

Es tut mir leid, ich bin wirklich sehr beschämt, dass soetwas im Zusammenhang mit der katholischen Kirche über 50 Jahre geschehen ist, und ich möchte Ihnen versprechen, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um richtig zu reagieren.
Kardinal Vincent Nichols
Oberhaupt der katholischen Kirche in England und Wales

Jim Kirby ist als Teenager wiederholt von einem Kirchenmann missbraucht worden. Ihm reicht diese Entschuldigung nicht.

Es reicht nicht, dass er sagt, er werde tun, was er sagt. Man muss ihn zwingen, von außen. Ich traue der Kirche nicht zu, das zu tun, was sie tun sollte.
Jim Kirby
Missbrauchsopfer

Der massenhafte Missbrauch von Kindern hat die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen gestürzt. Schon Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. hatte mehr Transparenz angekündigt, allerdings wurden zuletzt Vorwürfe gegen den Ex-Papst laut, er habe Täter durch Untätigkeit gedeckt. Im Februar haben sich Papst Franziskus und Bischöfe aus aller Welt in Rom beraten, wie sie Missbrauch in der katholischen Kirche bekämpfen können.

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