Mithilfe von Big Data Migranten integrieren

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Von Claudio Rosmino
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Diese Futuris-Folge zeigt wie große Datenmengen zur Entwicklung von stimmigen und wirksamen Integrationsprogrammen beitragen.

Mithilfe von Big Data Migrationsströme untersuchen: Ein europäisches Forschungszentrum erstellt Modelle, die zur Entwicklung von stimmigen und wirksamen Integrationsprogrammen beitragen. Thema in dieser Futuris-Folge.

Migration gab es schon immer: Aufgrund der unterschiedlichen Dynamiken ist das Phänomen jedoch schwer zu analysieren. Migration ist in Bezug auf Ströme, Volumen und Art dynamisch, es gibt zum Beispiel längerfristige, mittelfristige und zirkuläre Migration.

Forscher des Knowledge Centre on Migration and Demography, das von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission im italienischen Ispra betrieben wird, erheben Daten dazu mittels modernster Methoden: Migrationsströme mithilfe von Big Data analysieren. Daraus entstehen Modelle, mit denen man Migration besser verstehen kann. Außerdem wird die Entwicklung wirksamer und stimmiger Integrationsprogramme unterstützt.

Modernste Methoden für Migrations-Statistiken

Neben traditionellen Quellen für Migrations-Statistiken wie z.B. nationale Volkszählungen, Stichprobenerhebungen und behördliche Quellen besteht ein wachsender Bedarf an ergänzenden und aktuellen Daten, um humanitäre und politische Reaktionen zu untermauern.

Die wichtigsten Quellen, aus denen große Datenmengen gewonnen werden, sind: Mobiltelefone, soziale Medien, Internet-Recherchen sowie Erdbeobachtungsdaten. Auf diesen Plattformen erfassen die Forscher anonyme digitale Spuren.

Michele Vespe, Datenwissenschaftler an der Gemeinsamen EU-Forschungsstelle in Ispra, sagt: "Wenn diese digitalen Spuren so zusammengetragen werden, dass Fragen des Datenschutzes, der Ethik und der Datensicherheit geklärt sind, dann können sie gesellschaftliche Trends beschreiben – was mit offiziellen Statistiken undenkbar wäre. Sie können amtliche Statistik ergänzen, ihre Aussagekraft erhöhen, die Aktualität der Daten erhöhen, weil sie jederzeit erhoben werden, auch jetzt, während wir reden, und sie geben uns auch zusätzliche Perspektiven."

Diese Daten-Systeme unterstützen die Entscheidungsfindung in verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft. Eine der Schlüsselanwendungen ist zum Beispiel die Informations-Bereitstellung über die Verteilung von Arbeitnehmern und ihren Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet.

Sara Grubanov-Boskovic, Wissenschaftlerin an der Gemeinsamen EU-Forschungsstelle in Ispra: _"Aufgrund dieser großen Daten-Vielfalt über die europäischen Arbeitsmärkte können wir verstehen, in welchen Sektoren ein Arbeitskräftemangel herrscht und warum man dort keine Arbeitnehmer für den Arbeitsmarkt findet. Diese Daten zeigen uns auch, dass es Sektoren gibt, in denen Migranten einen besonderen Beitrag zur Linderung dieses Mangels leisten können. Denken Sie nur an die Landwirtschaft, das Gesundheitswesen und den Langzeitpflegesektor."_Eine Studie, die während der ersten Welle der Coronakrise durchgeführt wurde, zeigte, dass im Durchschnitt 13% aller Arbeitnehmer Migranten waren, die im Hinblick auf die EU-Reaktion auf das Coronavirus in Schlüsselsektoren beschäftigt waren.

Die fünf wichtigsten Kategorien sind Lehrkräfte (14,5 %), landwirtschaftliche Fachkräfte (11,9 %), wissenschaftliche und technische Fachkräfte (11,1 %), Mitarbeiter im Bereich der Körperpflege (10,3 %) sowie Reinigungs- und Hilfskräfte (9,9 %).

"Man muss wissen, wie hoch der Qualifikationsbedarf des Arbeitsmarktes in einer alternden Gesellschaft ist. Es ist wichtig, diese globale Vision der Migration zu haben, wie sich Migration in einem viel globaleren und komplexeren Kontext aus internationaler Sicht in unsere Gesellschaft einfügt", so Marie-Cécile Rouillon, politische Koordinatorin, Europäische Kommission, DG für Migration und innere Angelegenheiten.

Zahlen über Migranten in nutzbares Wissen für die Gesellschaft umsetzen

Die Wissenschaftler der gemeinsamen EU-Forschungsstelle leiten auch eine multidisziplinäre Studie, bei der Finanzmodelle mit demografischen Prognosen kombiniert werden. Ziel ist, die Migrations-Auswirkungen auf öffentliche Ressourcen sowie die Folgen für die europäischen Wohlfahrtssysteme zu analysieren. "Für den neuen Integrations-Plan prüfen wir, welche Fähigkeiten Europa braucht. Gibt es Migranten mit diesen Fähigkeiten? Welchen Bildungshintergrund suchen wir? Wie werden Migranten integriert? Haben sie Arbeit? Wer sind die Migranten? Sind sie weiblich? Sind sie männlich? All diese Informationen fließen in den Integrationsplan ein", erklärt Dessislava Choumelova von der Gemeinsamen EU-Forschungsstelle.

Der Prozess beginnt mit der politischen Forderung, die Zahlen über Migranten in nutzbares Wissen für unsere Gesellschaft zu übersetzen. Der gegenwärtige Trend geht mehr und mehr in Richtung einer europäischen Politik, die sich auf die Migrations-Datenlage stützt.

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