Italien: trotz starken Ärztemangels kaum Einstellungen ausländischer Mediziner

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Von Giorgia Orlandi
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Die Pandemie legt einen massiven Ärztemangel in Italien offen - Verbände fordern einen leichteren Zugang für ausländische Ärzte

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Die Corona-Pandemie hat ein lange bestehendes Problem in Italien erneut aufgeworfen: ein massiver Ärztemangel.

Nicht genug, dass die italienischen Krankenhäuser vor dem Problem stehen, mehr Kapazitäten für Covid-19-Patentien auf den Intensivstationen zu schaffen - es gibt nicht genug Personal, das die Beatmungsgeräte bedienen kann. Insgesamt fehlen 5.000 zusätzliche Ärzte, die aufgrund der Pandemie benötigt werden.

Forderungen nach Ärzten aus dem Ausland werden laut. Bisher haben diese in dem Land aber kaum Chancen auf einen Arbeitsvertrag. Die italienische Staatbürgerschaft ist eine Voraussetzung, um in Italien als Arzt zu arbeiten. Auch eine kürzlich verabschiedete Gesetzesänderung hat daran wenig geändert. Der Verband in Italien lebender ausländischer Ärzte fordert von der Regierung diese Lücke zu schließen und einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt zu schaffen.

Italienische Staatsbürgerschaft ist oft Voraussetzung für den Zugang zum Arbeitsmarkt

Carlo Palermo ist Präsident der italienischen Ärztgewerkschaft "ANAAO ASSOMED", er sagt: "Das Problem, mit dem wir konfrontiert sind, besteht darin, dass nur Spezialisten auf den Intensivstationen arbeiten dürfen. Dazu gehören sowohl spezialisierte Ärzte als auch Krankenschwestern. Die Zahlen sind nicht besonders ermutigend, wir brauchen 2.000 Ärzte, die Beatmungsmaschinen bedienen können. Das ist der Grund, warum es nicht genug ausgebildetes Personal gibt."

Nach dem Ausbruch der Pandemie hat die Regierung geplant, die Zahl der Intensiv-Betten von 5.200 auf 11.000 zu erhöhen. Carlo Palermo meint, das ist der falsche Weg: _"Das würde bedeuten, mehr Betten dort hinzuzufügen, wo bereits ein Mangel an medizinischem Personal besteht und eine Senkung des Sicherheits- und Qualitätsstandards bei der Behandlungen bedeutet."
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Die Einstellung von jungen Ärzten, die sich noch in der Ausbildung befinden, hat sich als eine Lösung erwiesen.Im Piemont und der Lombardei haben sich die Behörden sogar an NGOs gewandt, um Ärzte aus der ganzen Welt anzuwerben.

Doktor Foad Aodi ist der Präsident des Verbands in Italien lebender ausländischer Ärzte A.M.S.I. und UMEM. Die Organisation repräsentiert insgesamt 77.500 Fachkräfte einschließlich Krankenschwestern. Normalerweise ist die italienische Staatsbürgerschaft Voraussetzung für eine Einstellung. Kürzlich wurde diese Regelung aufgrund der Pandemie-Notlage geändert. Aber nur wenige Anträge wurden seitdem bewilligt kritisiert Doktor Foad Aodi. 

Italien gibt nur 8% des BIP für den Gesundheitssektor aus

Doktor Foad Aodi: "Einige regionale Behörden folgen ihrer politischen Interpretation der Gesetzgebung. Andere sprechen uns direkt an, damit wir ihnen Kontakte zu ausländischen Ärzten vermitteln, ohne sich darum zu kümmern, ob diese die volle Staatsbürgerschaft besitzen oder nicht."

Die Regionen in Italien können ihre eigenen Entscheidungen treffen, wenn es um die öffentliche Gesundheit geht.Der Verband der in Italien lebenden ausländischen Ärzte hat die Regierung aufgefordert, die Gesetzgebung national zu regeln.

Die italienischen Investitionen in den Gesundheitssektor von nur 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen unter dem Durchschnitt anderer europäischer Länder wie Deutschland oder Frankreich. Ein seit langem bestehendes Problem, das sich nun im Kampf gegen Covid-19 besonders bemerkbar macht.

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