Russische Soldaten in Latschin: "Ich frage, ob sie Kaffee möchten"

Russische Friedenstruppen in Bergkarabach
Russische Friedenstruppen in Bergkarabach Copyright Sergei Grits/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Anelise BorgesEuronews
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Euronews-Korrespondentin Anelise Borges berichtet zur Zeit aus der Konfliktregion Bergkarabach. Dort werden jetzt 2.000 russische Friedenstruppen stationiert. Aus der Stadt Latschin ziehen armenische Soldaten ab.

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Russische Soldaten haben in und um die Konfliktregion Bergkarabach mit einer vorerst auf fünf Jahre angelegten Friedensmission begonnen. In der Stadt Latschin, die völkerechtlich auf aserbaidschanischem Gebiet liegt, waren sie willkommen.

Eine der Einwohnerinnen, die nicht geflohen sind, ist Valya Yegiazaryan: "Gestern, als die Panzer vorbeifuhren, haben wir geweint."

Valya betreibt ein Café in Latschin. Nach der Stadt ist der gleichnamige Korridor benannt, der bald die einzige Passage sein wird, über den die Armenier Bergkarabach erreichen können. Ein Gebiet, das jetzt von russischen Truppen überwacht wird, die Valya schnell ins Herz geschlossen hat: "Sie sind so nett. Ich wache morgens auf und sage zu ihnen "Guten Tag" und "Wie geht es Ihnen?" Ich frage sie, ob sie Tee oder Kaffee möchten. Sie sagen: "Nein, nein, danke." Ich frage mich, ob sie Angst haben, mit uns zu reden..."

Es wird erwartet, dass insgesamt knapp 2.000 russische Soldaten das vom Kreml ausgehandelte Waffenstillstandsabkommens überwachen werden. Und sie haben damit begonnen, Beobachtungsposten entlang der Autobahn M12 einzurichten, die durch den Korridor verläuft und gezeichnet ist von den jüngsten Kampfhandlungen.

Latschin ohne Strom und Wasser

Die meisten Einwohner der Stadt Latschin haben immer noch keinen Strom und kein fließendes Wasser.

Und doch sind einige fest entschlossen, zu bleiben. Eine von ihnen ist Araksia Makinyan: "Wir haben so viel gesehen, dass es unmöglich ist, keine Angst zu haben. Aber wegen meiner Heimat, wegen der Gräber, die ich hier pflege, wegen des Daches über meinem Kopf - möchte ich wirklich bleiben."

Araksia lebt seit 20 Jahren hier. Als der Krieg ausbrach, ging sie nicht weg. Stattdessen beschloss sie, ihre Tür für armenische Soldaten zu öffnen, die oft auf einen Kaffee oder ein Nickerchen vorbei kommen, und die nicht gefilmt werden wollten Jetzt schaut sie zu, wie die Soldaten abziehen.

"Ich weiß es nicht, mein Kind"

Und auch Araksia kann nur schwer vorhersagen, was als nächstes in Latschin oder anderswo in der Region passieren wird. Im Gespräch mit Euronews-Korrespondentin Anelise Borges sagte Araksia: "Ich weiß es nicht, mein Kind. Ich kann darauf nicht antworten..."

Anelise Borges: "Aber wie fühlen Sie sich dabei?"

Araksia: "Ich möchte bis zu den letzten Tagen meines Lebens hier bleiben, weil ich in einem Alter bin, in dem ich jeden Moment einen Herzinfarkt bekommen kann. Es spielt keine Rolle, ob es gut oder schlecht ist, dies ist meine Ecke in der Welt..."

Araksias "Ecke der Welt" ist eine Region, die andere ebenfalls als ihr rechtmäßiges Gebiet beanspruchen. Vorerst scheint der Frieden durch einige mächtige externe Akteure gesichert zu sein

Aber was passiert, wenn sie weg sind, ist eine Frage, die nur wenige hier zu beantworten wagen.

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