Humanitäre Katastrophe in Äthiopien, 200.000 fliehen Richtung Sudan

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Copyright Marwan Ali/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit dpa
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Nachdem die Zentralregierung in Äthiopien eine Offensive gegen die Führung der Nordprovinz Tigray gestartet hat, flüchten viele Äthiopier Richtung Sudan, die UN spricht von bis zu 200.000 Menschen.

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Nachdem die Zentralregierung in Äthiopien eine Offensive gegen die Führung der Nordprovinz Tigray gestartet hat, flüchten Zehntausende Richtung Sudan. Die Vereinten Nationen sprechen von bis zu 200.000 Menschen.

Nach Monaten der Spannungen zwischen Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) setzt die Regierung seit dem 4. November das Millitär sein. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern größere Autonomie.

Durch den militärischen Vormarsch könnte im Nachbarland Sudan eine Flüchtlingskrise entstehen. Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, des UN-Kinderhilfswerks Unicef und des Welternährungsprogramms WFP berichteten am Freitag aus der sudanesischen Hauptstadt Khartum, dass die UN-Organisationen rund 42 Millionen Euro direkte Nothilfe benötigen.

Äthiopiens Regierung bringt zweitgrößte Stadt Tigrays unter Kontrolle

Äthiopien hat Regierungsangaben zufolge Adigrat, die zweitgrößte Stadt der Region Tigrays, unter Kontrolle gebracht. Die Streitkräfte seien nun in Richtung Mekelle unterwegs, der Hauptstadt der Region, teilte das Büro von Regierungschef Abiy Ahmed am Samstag im staatlichen Fernsehen mit.

Wir sind nicht im Krieg gestorben, aber ist es möglich, dass wir an Hunger sterben?
Khawaga Spia, äthiopischer Flüchtling aus der Region Tigray

Der benachbarte Sudan leidet selbst unter einer schweren Wirtschaftskrise und wurde vom Ausbruch des Konflikts Anfang November überrascht. Dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge hat der Sudan bereits etwa 33 000 Menschen aufgenommen, viele von ihnen sind in Transitlagern in Grenznähe untergebracht.

Khawaga Spia ist äthiopischer Flüchtling aus der Region Tigray und derzeit im östlichen sudanesischen Aufnahmezentrum Gedaref State, er sagt: "Die Leute wollen nur essen. Sie sagen: 'Wir sind nicht im Krieg gestorben, aber ist es möglich, dass wir an Hunger sterben?'. Es gibt viele Dinge, die wir nicht verstehen."

Endesahw Hagos stammt ebenfalls aus der Region Tigray und ist auf der Fluch: "Bis jetzt haben wir keine Hilfe erhalten, wir leben mit Hunger und unter Angst. Wir haben auch Schwierigkeiten, Wasser zu bekommen. Es gibt niemanden, der uns Wasser oder Nahrungsmittel gibt, die wir dringend brauchen."

Die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) war die dominante Partei in der Parteienkoalition, die Äthiopien mehr als 25 Jahre lang mit harter Hand regierte. Als Regierungschef Abiy Ahmed 2018 in Äthiopien an die Macht kam, brachte er Reformen auf den Weg, entfernte Funktionäre der alten Garde und gründete eine neue Partei, der die TPLF nicht beitrat.

Unter Abiy Ahmed - der 2019 den Friedensnobelpreis erhielt - sind ethnische Spannungen in dem Vielvölkerstaat mit rund 112 Millionen Einwohnern gestiegen.

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