Covid-19 in Österreich: "Dramatisch hohe Zahlen", Debatte um Massentests

Österreich im Lockdown
Österreich im Lockdown Copyright Ronald Zak/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AP, ORF
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An diesem Dienstag melden die Behörden in Österreich 4.377 Neuinfektionen und 118 Tote. Gesundheitsminister Anschober (Grüne) spricht von noch immer dramatisch hohen Zahlen.

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Die Infektionslage in Österreich ist auch in der zweiten Woche des Lockdowns besorgniserregend. Zwar ist die Zahl der Neuinfektionen seit Anfang November zurückgegangen, lag aber in den vergangenen 24 Stunden immer noch hoch bei 4.377. Die Zahl der Todesfälle erreichte mit 118 den bisherigen täglichen Höchstwert seit Beginn der Pandemie.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen kündigte an, dass es ab Januar 2021 die ersten Impfungen gegen das Coronavirus in Östereich geben solle. Das Land will die Impfstoffe verschiedener Pharmakonzerne einkaufen. Ziel der Regierung sei eine "Durchimpfungsrate" von über 50 Prozent.

Die europäische Agentur ECDC gibt die 14-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner für Österreich derzeit mit 1056.8 an. In der EU ist diese nur in Luxemburg derzeit noch höher. Für Deutschland geht die ECDC von einer Inizidenz von 309.9 aus, für Italien von 784.9.

Kontrovers diskutiert wird über die im Dezember geplanten Massentests. Am 5. und 6. Dezember sollen vor allem Lehrerinnen und Lehrer sowie die Beschäftigten in Kindergärten getestet werden. Am 19. und 20. Dezember sollen sich alle Österreicherinnen und Österreicher testen lassen.

Als Vorbild sollen die am vergangenen Wochenende in Südtirol durchgeführten Massentests dienen. Österreichische Beobachter hatten sich vor Ort ein Bild gemacht.

Dies sei ein herausfordernder logistischer Prozess, so Bundeskanzler Sebastian Kurz nach einer Lagebesperrung mit den  Landeshauptleuten, an dem neben dem Bundesheer auch Freiwilligenorganisationen und medizinisches Personal beteiligt sein würden.

"Unser Ziel ist es natürlich auch, diesen Test nicht einmalig stattfiden zu lassen, sondern zu wiederholen, denn das ist das beste Mittel, um Infizierte zu lokalisieren, um zu verhindern, dass sie andere Menschen anstecken ohne, dass sie es wissen."

Dabei sprechen Oppositionspolitiker - wie Peter Kaiser von der SPÖ - laut ORF von einer "Vermarktung" der Massentests. Kritisiert wird vor allem, dass es nicht sicher ist, ob die Kontaktverfolgung bei den Massentests funktioniert, weil es dafür nicht genug Contact-Tracer geben könnte.

Labore am Limit

Derzeit kann in Österreich im Durchschnitt nur in einem von fünf Fällen nachverfolgt werden. Wie postive Ergebnisse beim Massentest gehandhabt werden sollen, ist fraglich. Ein weiteres Problem: Auch die österreichischen Labore sind am Limit.

ORF / EBU
Felix Offner vom Institut für Pathologie am LKH-FeldkirchORF / EBU

Felix Offner vom Institut für Pathologie am LKH-Feldkirch etwa berichtet, das Team erlebe in diesen Tagen Erschöpfungszustände, Mitarbeiter gingen am Abend nach Hause mit dem Gefühl, es nicht mehr zu schaffen. "Wenn dann Proben liegen bleiben müssen, weil man das nicht mehr bearbeiten kann und man am nächsten Tag ins Labor kommt, und dann ist wieder ein Berg von Proben da, das ist schon sehr belastend."

Am vergangenen Wochenende hatte es im benachbarten Südtirol kostenlose und freiwillige Antigen-Schnelltests für alle Bewohnerinnen und Bewohner gegeben. Dabei wurde etwa 1 Prozent der Bevölkerung positiv getestet.

Über die Gefahren durch die Pandemie im Winter und einen möglichen Zyklus von Lockdowns und Lockerungen hat Euronews ein Interview mit Prof. Michael Wagner von der Uni Wien geführt.

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