Tausende "uneheliche" Kinder in katholischen Heimen zu Tode vernachlässigt

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In Irland sind in ehemaligen Heimen für unverheiratete Mütter tausende Kinder gestorben. Das geht aus dem Bericht einer Untersuchungskommission hervor. Demnach haben 9.000 Kinder in katholischen "Mutter-und-Kind"-Heimen nicht überlebt.

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In Irland sind in ehemaligen Heimen für unverheiratete Mütter tausende Kinder gestorben. Das geht aus dem Bericht einer Untersuchungskommission hervor. Demnach haben im Laufe des 20. Jahrhunderts 9.000 Kinder in 18 Heimen, die von der katholischen Kirche betrieben wurden, nicht überlebt. Regierungschef Micheál Martin sprach von zutiefst „verstörenden“ Erkenntnissen. Er kündigte für diesen Mittwoch eine offizielle Entschuldigung im Parlament an.

FIONN

Fionn wurde als Sohn einer 19-jährigen Frau namens Jane geboren – eine von rund 56.000 „ledigen“ Müttern, die zwischen 1922 and 1998 in diese „Mutter-und Kind"-Heime geschickt wurden und offenbar oft gezwungen wurden, ihre Kinder abzugeben. Er entdeckte vor kurzem, dass sein Leben auf einer Lüge basierte...

...eine schreckliche Lüge
Fionn Davenport
über die Weigerung, seine Adoptionsfreigabe rückgängig zu machen

Fionn Davenport, geboren in einem „Mutter-und Kind"-Heim in Dublin:

“Kurz nachdem ich zur Welt gekommen war, änderte sie ihre Meinung und sagte, sie wolle das Baby behalten, und die Nonnen im Haus sagten nein, das darfst du nicht, du hast die Dokumente unterschrieben, du hast die Formulare unterschrieben, deshalb hast du alle Rechte an diesem Kind aufgegeben. Jane und ich haben 40 Jahre gebraucht, um herauszukriegen, dass dies eine schreckliche Lüge war, dass sie sie angelogen haben. Nach den Bestimmungen des Adoptionsgesetzes von 1952, nach dem seither alle Adoptionen in Irland abliefen, kann die leibliche Mutter ihre Meinung ändern, bis das Baby 6 Monate alt ist. Und die Nonnen sollen das gewusst haben.”

Laut Fionn hat die Einrichtung Mutter und Kind sofort getrennt. Seine leibliche Mutter durfte ihn nie stillen. Sie durfte nur andere Babys mit der Flasche füttern.

MARY

Nach Marys Erfahrung machten viele Mütter sehr schwere und demütigende Zeiten durch.

...das hat meiner Mutter das Herz gebrochen
Mary
über die Behandlung ihrer Mutter im Heim

Mary, geboren in einem „Mutter-und Kind"-Heim:

"Sie hatte kleine Babysachen für mich gestrickt, und nachdem ich der Pflegemutter übergeben worden war, brachten die Nonnen die Kleider zurück, die meine Mutter für mich gestrickt hatte, warfen sie ihr ins Gesicht und sagten: Mary wird die nicht brauchen, sie hat jetzt was Richtiges zum Anziehen. Und das hat meiner Mutter das Herz gebrochen."

Frauen und Babys litten unter mangelnder Versorgung und medizinischer Unterstützung, was zum Tod von 9.000 Kindern führte, so die am Dienstag veröffentlichte jahrelange Untersuchung.

Nach der Veröffentlichung hat der irische Premierminister festgestellt, dass die Gesellschaft Frauen und Kinder „außergewöhnlich schlecht“ behandelt habe.

...eine zutiefst frauenfeindliche Kultur
Micheál Martin
irischer Premierminister

Micheál Martin, irischer Premierminister:

“Das erlaubt einen Blick auf eine zutiefst frauenfeindliche Kultur in Irland über mehrere Jahrzehnte mit ernsthafter und systematischer Diskriminierung von Frauen, besonders wenn sie uneheliche Kinder geboren haben.”

Die von den Orden und dem irischen Staat betriebenen Häuser waren offenbar voll von Frauen, die „keine Alternative“ hatten.

Martin sagte, die irische Gesellschaft müsse sich nun “als Volk damit auseinandersetzen”, da die gesamte Gesellschaft “ein Komplize war”.

Die Heime waren verstärkt ins Zwielicht geraten, nachdem eine Historikerin 2014 auf Sterbeurkunden von fast 800 Kindern gestoßen war, die in dem früheren Heim des Ordens „Bon Secours“ in Tuam in Westirland gestorben waren. Dokumentiert war lediglich die Beisetzung eines Kindes. Ermittler fanden später ein Massengrab mit sterblichen Überresten von Babys und Kleinkindern. Viele Kinder waren an Unterernährung, Masern oder Lungenentzündung gestorben.

su mit AFP, AP

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