Früher wurde sie als Garantin von Menschenrechten angesehen. Die Aktivistin hatte ihre Freiheit aufgegeben, um die Militärdiktatur in Myanmar herauszufordern.
Ihr Vater ist der myanmarische Unabhängigkeitsheld Gen Aung San, der kurz vor dem Ende des britischen Mandats getötet wurde. Aung San Suu Kyi war damals zwei Jahre alt.
1960 ging sie mit ihrer Mutter nach Indien, die zur Botschafterin des Landes ernannt worden war.
1962 putschte sich das myanmarische Militär an die Macht.
Die junge Frau begann zwei Jahre später, in Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Dort lernte sie ihren künftigen Ehemann kennen, den Akademiker Michael Aris.
Nach Aufenthalten in Japan und Bhutan ließen sich beide in Großbritannien nieder, um die beiden Kinder Alexander und Kim aufzuziehen.
In die Wiege gelegt: das Engagement für Demokratie
Als sie 1988 in die frühere Hauptstadt Rangun zurückging, war das Land mitten in einem politischen Umbruch. Tausende Studentinnen und Studenten, Büroangestellte und Mönche gingen auf die Straße und forderten demokratische Reformen.
Aung San Suu Kyi positionierte sich an der Spitze der Revolte gegen den damaligen Diktator General Ne Win. Am Beispiel der Bürgerrechtsikonen Martin Luther King in den USA und Mahatma Gandhi in Indien organisierte sie friedliche Demonstrationen und forderte demokratische Reformen und freie Wahlen für Myanmar. Doch die Armee unterdrückte die Proteste gewaltsam.
Gefangenschaft und Friedensnobelpreis
Von 1989 an wurde die Aktivistin unter Hausarrest gestellt. Sie durfte keinen Kontakt zu ihren Söhnen oder ihrem Ehemann in Großbritannien haben, Aris starb 1999 an Krebs.
1990 wurden Parlamentswahlen ausgerufen, die Aung San Suu Kyis Partei gewann - doch die Militärjunta wollte nicht von der Macht rücken.
Für ihr Engagement wurde die Aktivistin wurde 1991 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Aung San Suu Kyi stand damals noch unter Hausarrest. Erst 1995 wurde sie freigelassen. Als sie sich im Jahr 2000 über Reisebeschränkungen hinwegsetzte, wurde sie erneut festgenommen.
Der Weg an die Macht
2010 kam Aung San Suu Kyi frei. Sie durfte sich nach der Parlamentswahl am politischen Reformkurs der neuen Regierung beteiligen. Bei der Nachwahl 2012 gewann ihre Partei 43 von 45 Sitzen im Parlament. Suu Kyi wurde als Abgeordnete vereidigt und zur Oppositionsführerin ernannt.
2015 gewann die NLD unter ihrer Führung bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit der Sitze. Für Myanmar war es die erste freie Wahl seit 25 Jahren. Sechs Jahre später wurde sie durch einen Putsch abgesetzt und verhaftet.
2016 wurde Suu Kyis enger Parteifreund Htin Kyaw mit einer Zweidrittelmehrheit zum Präsidenten gewählt. Suu Kyi wurde unter ihm als Staatsberaterin Regierungschefin, Ministerin des Büros des Präsidenten und Außenministerin von Myanmar.
Rohingya: "ethnische Säuberungen" in Myanmar
Doch ihr makelloses Image im Ausland erhielt tiefe Kratzer: Hintergrund ist die Rohingya-Krise.
2017 löste eine Offensive von Armee und Polizei einen enormen Flüchtlingsstrom nach Bangladesch aus. Aus den Reihen der muslimischen Flüchtlinge wurde berichtet, das Militär Myanmars hätte sie systematisch vertrieben. Insgesamt suchten in Bangladesch Ende Oktober 2017 fast eine Million Rohingya-Flüchtlinge Schutz.
Die Vereinten Nationen verurteilten die Vertreibungen als ethnische Säuberung. Der Internationale Strafgerichtshof begann mit Ermittlungen zu Vorwürfen eines Völkermords, der während ihrer Regierungszeit in Myanmar geschehen sein soll.
Im Ausland wird Suu Kyi vorgeworfen, nichts gegen die Massenvergewaltigungen, Ermordungen und den möglichen Genozid unternommen zu haben. Sie hatte es zunächst abgelehnt, die Gräueltaten des Militärs zu verurteilen.
Kritik handelte sich sich ebenfalls wegen der Verfolgung von Journalisten und Kritikern ein, die während ihrer Amtszeit geschahen. 2018 sagten politische Experten, die demokratischen Fortschritte Myanmars seien zum Stillstand gekommen.
Trotz dem Ansehensverlust im Ausland ist sie im Inland weiter sehr populär, vor allem bei der mehrheitlich buddhistischen Bevölkerung, die die Rohingya ablehnt.
Bei der Parlamentswahl im November erhielt ihre NLD 83 Prozent der Stimmen, während die vom Militär unterstützte Oppositionspartei USDP deutlich unterlag.