Bleiben britische E-Autos auf der Überholspur trotz der Brexit-Bremse?

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Von Tadhg Enright
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Die britische Regierung plant ein Verkaufsverbot für Verbrenner ab 2030. Ist der ambitionierte Wandel machbar?

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Der Chef des neu fusionierten europäischen Fahrzeugkonzerns Stellantis hat das Verkaufsverbot Großbritanniens für neue Benzin- und Dieselautos ab 2030 kritisiert. Diese Pläne könnten zu einer Schließung der britischen Fabrik des viertgrößten Automobilherstellers der Welt führen. Laut Branchenexperten muss sich die britische Autoindustrie schnell anpassen, um für die Veränderungen in neun Jahren gerüstet zu sein.

Großbritannien will schneller aus dem Verbrennungsmotor aussteigen als geplant: Ab 2030 soll es ein Verkaufsverbot für neue Benzin- oder Dieselautos geben.

"Die Gefahr bei diesem Datum ist, dass man ohne einen Fahrplan keine Ahnung hat, wie man dieses Ziel erreicht", meint David Bailey, Professor für Industriestrategie an der Universität Birmingham .

Britische Regierung drückt aufs Gas beim ökologischen Wandel

Die Geschwindigkeit, mit der die britische Regierung den Wandel vorantreiben will, stellt Autohersteller vor Probleme: "Das ist die größte Umwälzung in der Autoindustrie in den vergangenen 100 Jahren. Aktuell ist in Großbritannien eines von zehn verkauften Autos ein Plug-in-Hybrid, d.h. wir müssen uns von einem auf zehn von zehn Autos steigern. Ein Autozyklus dauert etwa sechs oder sieben Jahre, ein Modell wird also etwa sieben Jahre lang produziert. Neun Jahre hört sich weit weg an, aber für die meisten Autohersteller ist das ein einziges Automodell. Sie müssen also ihre Forschung und Entwicklung auf Elektroautos ausrichten."

Der ambitionierte Wandel könnte unbeabsichtigte Folgen haben. Der europäische Automobilkonzern Stellantis hat das Verbot als "brutal" bezeichnet und vor einer Schließung der Fabrik in den englischen Midlands gewarnt. Dort wird der Opel Astra hergestellt:

"Dabei ist der elektrische Antrieb weiter auf dem Vormarsch: Bis 2025 soll es 325 neue Elektro-Modelle geben – fünf Jahre vor der britischen Deadline. Wollen Kritiker einfach nur mehr Zeit, um mit Konkurrenten gleichzuziehen?", so Gregg Archer, UK Direktor bei Transport & Environment.

Großbritannien war einmal führend bei der Produktion von E-Autos

Bis vor kurzem wurden in Großbritannien mehr Elektrofahrzeuge gebaut als irgendwo sonst in Europa. Doch das hat sich geändert: Der jüngste Nachfrageschub wurde von den Unsicherheiten des Brexits ausgebremst. Und es ist Europa, das bei der Entwicklung eines wichtigen Teils der Lieferkette des E-Autos führend ist: neue Fabriken für die Batterie-Produktion.

Stephen Gifford, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei der Faraday-Institution, sagt:

"Die Batterieproduktion und die eigentliche Herstellung des Autos werden sehr eng beieinander liegen. Batterien sind zu schwer, um sie durch die Welt zu transportieren. In Osteuropa und Skandinavien entstehen neue Fabriken. In Großbritannien gibt es nur eine Fabrik in der Nähe von Sunderland. Wir liegen im Rückstand, aber wir haben noch viel Zeit, um aufzuholen."

Der Brexit schafft eine weitere Komplikation: Damit in Großbritannien gebaute Autos zollfrei in der EU verkauft werden dürfen, müssen ihre Batterien ab 2026 größtenteils aus lokalen Komponenten hergestellt werden – ein weiterer Grund, um beim ökologischen Wandel aufs Gaspedal zu drücken.

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