Sputnik V oder nicht Sputnik V: Wie politisch ist die Impfstoffauswahl?

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Serbien benutzt den russischen und den chinesischen Impfstoff. Bei der Auswahl sollte Geopolitik keine Rolle spielen, sagt die Regierung in Belgrad.

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Wenn es ums Impfen geht, gibt sich die serbische Regierung pragmatisch: Präsident Alexander Vucic sagte vor Kurzem, dass ein armes Land wie seins nicht darauf warten könne, dass reiche Länder die Impfstoffmengen teilten. Der EU-Beitrittskandidat ist neben Ungarn das einzige europäische Land, das den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V und das chinesische Mittel Sinopharm zugelassen hat. Mittlerweile steht Serbien bei der Verabreichung von Impfungen gegen Covid-19 in Europa nach Großbritannien an zweiter Stelle.

Serbien sei so erfolgreich, weil es eines der wenigen Länder gewesen sei, die die Impffrage als Gesundheits- und nicht als geopolitisches Thema betrachteten, so Regierungschefin Ana Brnabic. "Das Einzige, was für uns zählt ist, dass der Impfstoff sicher ist und wirkt. Die Welt würde heute anders aussehen, wenn alle das so sehen würden."

Wie sicher ist Sputnik V?

Doch es gab auch Sicherheitsbedenken, vor allem was den russischen Impfstoff Sputnik V angeht, da dieser in Russland schon verabreicht wurde, obwohl die letzte Testphase noch nicht abgeschlossen war. "Wir wissen, dass es in Russland viele Ärzte gibt, die Sputnik V nicht wollen", so Nicu Popescu, Leiter der Abteilung für das größere Europa beim Think-Thank "European Council on Foreign Relations". "Der russische Präsident hat sich bisher nicht damit impfen lassen und laut Meinungsfragen gibt es viel Misstrauen in Russland gegenüber dem russischen Impfstoff. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass Russland es mit der Werbung für den Impfstoff im August und September übertrieben hat. Das hat dem Vertrauen in dessen Wirksamkeit mittelfristig geschadet."

Die renommierte Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichte jetzt einen Artikel, demzufolge Sputnik V laut Zwischenergebnissen bei den Studien sicher und effektiv zu sein scheint. Und nach Deutschland zeigt sich auch Frankreich generell offen gegenüber dem russischen Impfstoff: Die Europäische Arzneimittel-Agentur schaue sich jedes Zulassungsgesuch unabhängig von der Nationalität an, so ein Sprecher der französischen Regierung. Das Einzige, was zähle, sei, ob es wirkt. Das russische Mittel werde untersucht wie jeder andere Impfstoff auch.

In der EU hatte es in der vergangenen Woche Diskussionen um Lieferengpässe bei den westlichen Herstellern gegeben. Unter anderem hatte AstraZeneca angekündigt, erheblich weniger Dosen liefern zu können, als vereinbart war.

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