"Sie sind durch die Hölle gegangen" - Reuevolle Syrien-Heimkehrerin (37)

Aus Syrien in die Ukraine heimgekehrte Frau, die sagt: "Der IS war eine Falle"
Aus Syrien in die Ukraine heimgekehrte Frau, die sagt: "Der IS war eine Falle" Copyright AFP Screenshot
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Von Valerii Nozhin mit AFP
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Die Ukrainerin wollte nicht ohne ihren Mann leben und folgte ihm ins sogenannte Kaliphat des IS in Syrien. "Es war eine Falle", wie sie heute sagt.

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Sechs Jahre nachdem sie die Ukraine in Richtung Syrien verlassen hatte, ist Alime Abbasova nach Hause zurückgekehrt. Die letzten beiden Jahre hat sie in den Lagern Al-Hol und Roj verbracht, denn die kurdischen Behörden in Nordsyrien wollten ihr nicht glauben, dass Alime und ihr Mann nicht für den sogenannten "Islamischen Staat" gekämpft hatten.

Hilfsorganisationen haben die Lebensumstände in diesen Lagern seit Jahren immer wieder beklagt.

Alime Abbasova war ihrem Mann nach Syrien gefolgt. Sie sagt: "Ich wollte nicht ohne Mann dastehen, ich hatte damals zwei Kinder, und ich dachte, ich gehe hin und schaue, ob es mir gefällt. Als wir dort ankamen, waren wir enttäuscht. Aber es gab keinen Weg zurück, alles war für uns gesperrt."

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Syrien-Heimkehrerin in der UkraineAFP

Ein Freund habe ihren Mann und sie nach Syrien gelockt, der IS sei "eine Falle" gewesen, meint Alime Abbasova, während sie in Kozyn in der Nähe von Kiew die Quarantänezeit in einem Spa-Zentrum aus Sowjetzeiten verbringt.

Inzwischen hat die 37-Jährige fünf Kinder und hofft auf einen Neuanfang. Von ihrem Mann wurde sie 2019 in Nordsyrien getrennt, seitdem hat sie ihn nicht gesehen.

Muslimische Minderheit der Krimtataren in der Ukraine

Der Vertreter der Krimtataren, Refat Tschubarow, erklärt: "Wir kümmern uns nicht um die Männer, die freiwillig nach Syrien gegangen sind. Zur Zeit retten wir Frauen und ihre Kinder."

Tschubarow meint, diese Frauen haben viel mehr durchgemacht als andere, so dass ihnen ihr künftiges Leben gelingen sollte. Sie sind durch die Hölle gegangen", meint der Politiker.

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Politiker Refat TschubarowAFP

In der Ukraine leben Hunderttausende Krimtataren, eine muslimische Minderheit, die sich 2014 der Übernahme der Halbinsel Krim durch Russland widersetzte. Viele sind aus Angst vor politischer Verfolgung geflohen.

Viele westliche Länder sträuben sich, ihre mit dem IS in Verbindung stehenden Staatsangehörigen, aus den kurdischen Lagern in Syrien nach Hause zu holen. Deutschland hatte zuletzt mehrere Frauen und Kinder über Erbil im Irak nach Frankfurt ausgeflogen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, als er Alime Abbasova willkommen heißt: "Die Ukraine wird immer alle ihre Bürger nach Hause bringen, egal wer sie sind und wo sie in Schwierigkeiten geraten sind."

"Ich bedaure das alles sehr"

Die Syrien-Heimkehrerin bezeichnet es inzwischen als einen Fehler, in das sogenannte "Kalifat des IS" gereist zu sein. "Ich bedaure das alles sehr. Aber wie man so sagt: Wir alle machen Fehler. Was passiert ist, liegt nun hinter uns, Gott sei Dank, jetzt hoffe ich nur noch auf das Beste. Ich will mich um meine Kinder kümmern. Ich habe fünf Kinder, sie müssen erzogen werden. Mit jedem Kind muss man anders umgehen, sie haben in der Schule viel verpasst."

Mit den drei Söhnen und zwei Töchtern im Alter zwischen 2 und 14 Jahren will Alime Abbasowa zur Familie ihres Mannes nach Krementschuk ziehen. Mit der vagen Hoffnung, auch den Vater ihrer Kinder eines Tages wiederzusehen. Das Wichtigste aber sei die Zukunft der Kinder.

Journalist • Kirsten Ripper

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