Ist Bioplastik das bessere Plastik?

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Von Tadhg Enright
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Plastik bleibt uns und der Natur länger erhalten als uns lieb ist. Und was ist mit Bioplastik?

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Es ist das Jahrhundert des Plastiks. Aus dem Segen ist eine Seuche geworden, und auch wenn das Bewusstsein für die Umwelt wächst, Plastik bleibt uns und der Natur länger erhalten als uns lieb ist. Die Verpackungsindustrie sucht Alternativen.

Immer häufiger sehen wir Kunststoffe, die als biologisch abbaubar oder kompostierbar bezeichnet werden. Das bedeutet aber nicht, dass man sie reinen Gewissens wegwerfen könnte.

Die Meereswissenschaftlerin Dr. Imogen Napper hat getestet, wie sich verschiedene Plastiktüten in unterschiedlichen Umgebungen abbauen.

Dr. Imogen Napper Meereswissenschaftlerin

Die Meereswisschaftlerin erklärt: "Wenn ich das Wort "biologisch abbaubar" höre, dann denke ich zum Beispiel an einen Apfel, der innerhalb weniger Wochen verrottet. Wir haben Bioplastiktüten in der Erde vergraben, im Meer versenkt, wir haben sie draußen aufgehängt... die Tüten lösten sich nicht in allen Umgebungen vollständig auf. Wir hatten einige biologisch abbaubare Tüten, die im Meer verschwanden, aber nicht unbedingt in der Erde. Unsere Studie hat gezeigt, dass die meisten Tüten nach drei Jahren immer noch stabil sind."

Aber führende Vertreter der Biokunststoffindustrie weisen darauf hin, dass die Tüten nicht wirklich biologisch abbaubar waren.

Hasso von Pogrell, Geschäftsführender Direktor European Bioplastics

Der Direktor von European Bioplastics sagt: "Eine der Tüten war als biologisch abbaubar gekennzeichnet, was sie aber nicht war. Eine andere war korrekt als kompostierbar gekennzeichnet. Das hat auch tatsächlich sehr gut funktioniert, sie wurde sogar im Wasser und im Boden biologisch abgebaut, und das, obwohl sie nur als biologisch abbaubar in einer Kompostieranlage zertifiziert war."

Biologisch abbaubar und kompostierbar und sind also nicht dasselbe.

Dr. Imogen Napper, Meereswissenschaftlerin

"Diese Tüten brauchen oft eine ganz bestimmte Umgebung, um sich vollständig zersetzen zu können; ein industrieller Komposter zum Beispiel, wo hohe Hitze und hohe Feuchtigkeit herrschen."

Biotonnen könnten eine Möglichkeit sein, vorausgesetzt, da darf auch Bioplastik rein.

Hasso von Pogrell, Geschäftsführender Direktor European Bioplastics

"Viele Kompostieranlagen wissen nicht, dass diese Kunststoffe tatsächlich schnell genug biologisch abgebaut werden, auch mit Lebensmitteln. Um sicherzustellen, dass bloß kein Plastik in ihre Kompostieranlagen gelangt, heißt es dann, bitte überhaupt kein Plastik."

Was kann man also tun, damit mehr Bioplastik verrotten kann?

Hasso von Pogrell, Geschäftsführender Direktor European Bioplastics

"Eine Kennzeichnung wäre das erste, was man machen sollte, und dann muss man verstehen, was sie eigentlich bedeutet. Da sind die Label von European Biolplastics und die beiden Labels der Zertifizierer, aber das schließt natürlich den Missbrauch nicht aus."

In jedem Fall sollte eine Regel generell befolgt werden.

Hasso von Pogrell, Geschäftsführender Direktor European Bioplastics

Kein Plastik sollte in die Umwelt gelangen, egal wie gut es biologisch abbaubar sein mag: Plastik gehört nicht in die Umwelt - Punkt!

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