Triage in tschechischen Kliniken: Die Corona-Lage in Europa

Ein Patient wird in eine Klinik in Prag gebracht.
Ein Patient wird in eine Klinik in Prag gebracht. Copyright Petr David Josek/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
Von Euronews mit dpa, afp
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In Tschechien ist die Lage dramatisch. So viele Covid-Patienten gab es in den Kliniken noch nie, teils müssen Ärzte darüber entscheiden, wer behandelt werden kann und wer nicht.

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Italien hat eine Großlieferung von einer viertel Million Dosen AstraZeneca-Vakzin an Australien verhindert. Es ist das erste Mal, dass die Ausfuhr von Corona-Impfstoff aus der EU ins nicht-europäische Ausland gestoppt wurde.

Grundlage ist ein neues System zur Exportkontrolle. Demnach kann die EU auf eigenem Gebiet produzierte Impfstoffe zurückhalten, wenn sich der Hersteller nicht an Lieferzusagen hält.

Der britisch-schwedische AstraZeneca-Konzern sorgt seit Wochen für Unmut, weil er aus Sicht Brüssels der EU weniger Dosen liefert als zugesagt, anderen Ländern dagegen nicht – wie etwa Großbritannien.

Zahlen steigen europaweit

Nachdem die Zahl der Corona-Infektionen in den letzten sechs Wochen europaweit gesunken war, steigt sie nun wieder an.

Laut WHO sind dafür vor allem die hoch ansteckenden Corona-Mutationen verantwortlich. Die britische Variante wurde inzwischen in 43 von 53 europäischen Ländern nachgewiesen.

Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa sagte: "Die europäischen Nachbarn zeigen medizinische Solidarität. Sie helfen sich gegenseitig, überforderte Krankenhäuser und Gesundheitspersonal zu entlasten. Dennoch sollten sich unsere Gesundheitssysteme nach über einem Jahr Pandemie nicht in dieser Situation befinden. Wir müssen zu einer entspannteren Lage zurückfinden."

Ungarn verschärft Lockdown

Angespannt ist die Lage auch in Ungarn. Die Infektionszahlen schießen in die Höhe, die Regierung verschärft den Lockdown. Ab kommender Woche müssen der gesamte Einzelhandel und Grundschulen schließen. Weiterführende Schulen sind schon dicht.

Auch alle Dienstleister müssen für zwei Wochen den Betrieb einstellen. Schon seit letztem November gelten in Ungarn durchgängig Corona-Beschränkungen. So sind die Gaststätten geschlossen, ebenso die Universitäten und die Oberstufen der Schulen. Darüber hinaus gilt eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 20.00 und 5.00 Uhr früh. Touristische Reisen über die Landesgrenzen hinweg sind nicht erlaubt.

Taxifahrer streiken in Athen

In Griechenland sollte der strenge Lockdwon eigentlich Anfang März gelockert worden, stattdessen wurde er verlängert und teils sogar verschärft. Vor allem in Athen ist di e Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Dagegen gingen Dutzende Taxifahrer auf die Straße.

Die Anzahl der Neuinfektionen in Griechenland ist im europäischen Vergleich weiterhin recht niedrig. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 117. Allerdings hat das Gesundheitssystem unter der jahrelangen Finanzkrise des Landes stark gelitten und gerät wegen Corona immer wieder an seine Grenzen.

Tschechische Kliniken am Limit

Derweil ist die Lage in Tschechien weiter dramatisch. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von fast 800 ist das Land trauriger Corona-Spitzenreiter der Welt. 

Die Krankenhäuser melden am Mittwoch eine Rekordzahl an Covid-19-Patienten. Insgesamt werden 8162 Menschen stationär behandelt. Das ist der höchste Wert seit Ausbruch der Pandemie. In manchen Krankenhäusern müssen Ärzte bereits Triage einsetzen - also darüber entscheiden, welcher Patient behandelt werden kann und welcher nicht.

Um das Nachbarland zu entlasten, hat Deutschland 15.000 Dosen Impfstioff nach Tschechien geschickt.  Bei dem Impfstoff handelt es sich um das Präparat der Firma AstraZeneca.

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