Schon 66 Morde in 6 Monaten: Gewalt der Gangs vor den Wahlen in Mexiko

Ermittlungen nach gewaltsamem Angriff in Mexiko (Symbolbild)
Ermittlungen nach gewaltsamem Angriff in Mexiko (Symbolbild) Copyright Rebecca Blackwell/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Joël ChatreauEuronews mit AFP
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Gangs und Drogenkartelle machen mit Einschüchterungsversuchen und grausamen Morden ihren Einfluss auf die Politik in Mexiko geltend.

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Einige Beobachter meinen: das ist kein Wahlkampf, sondern ein Blutbad! Am 6. Juni wählen Mexikanerinnen und Mexikaner ihre Abgeordneten, Gouverneure und Bürgermeister:innen. Doch in etwas mehr als sechs Monaten - seit September 2020 - sind einem offiziellen Bericht zufolge 66 Politikerinnen und Politiker kaltblütig ermordet worden.

Gangs und Kartelle morden

Die meisten Morde sind nahezu perfekt organisierte Verbrechen, sie tragen die Handschrift der zahlreichen Banden, die die mexikanische Bevölkerung terrorisieren, und der berüchtigten Drogenkartelle, von denen es landesweit etwa ein Dutzend gib. Mit Gewalt und Korruption setzen die Gangs und Kartelle ihr eigenes Recht durch, auch innerhalb der Sicherheitskräfte und in der Politik.

Eine "Partei des Verbrechens" im Rennen

Die gezielten Tötungen werden im Vorfeld der Parlamentswahlen so systematisch, dass die aktuelle Regierung symbolisch eine "Partei des Verbrechens" anprangert. Rosa Rodriguez, zuständig für Sicherheit und Zivilschutz, sagt: "Kriminelle Organisationen versuchen, ihre Operationen durch Einschüchterung zu verstärken und ihren politischen Einfluss zu vergrößern (...) Wir glauben, dass eine echte Partei im Rennen ist, die Partei des Verbrechens, die versucht, die politische Klasse und das Volk im Allgemeinen einzuschüchtern."

Mindestens sieben mexikanische Bundesstaaten sind besonders von der Gewalt betroffen: Oaxaca, Guanajuato, Veracruz, Guerrero, Morelos, Baja California und Jalisco. Bevor sie die ultimative Strafe, den Tod, verhängen, jagen die kriminellen Banden den lokalen Kandidaten und ihren Familien mit Entführungen, brennenden Häusern und Autos und anderen Repressalien Angst ein. 

Die Strafverfolgungsbehörden gehen davon aus, dass im Schatten dieser gewalttätigen Aktionen manchmal schamlose politische Rivalen lauern.

Anabel Hernández, die mexikanische Autorin des Buches "Los senores del narco" (was man mit "Die Chefs des Drogenhandels" übersetzen könnte), erklärte gegenüber Agence France-Presse, dass die durch neue Sponsoren reaktivierten Drogenkartelle von Jalisco, Sinaloa und Juárez zum Beispiel sogar so weit gehen, "Kandidaten zu sponsern.

Marco Ugarte/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez ObradorMarco Ugarte/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.

Der Präsident reagiert viel zu spät

Der linke Präsident Andrés Manuel López Obrador - der auch AMLO genannt wird und seit 2018 im Amt ist - schlägt zurück, aber viel zu spät. Er sagte: "Wenn der Bürgermeister einer Stadt dank der Einmischung des organisierten Verbrechens gewinnt, ist er nichts weiter als eine Marionette!"

Das Staatsoberhaupt hat versprochen, dass gefährdeten Kandidaten Polizeischutz gewährt wird. Die 66, die bereits ermordet wurden, dürften sich in ihren Gräbern umdrehen.

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