AstraZeneca: Europa wird plötzlich vorsichtig

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Copyright AP / Carlos Osorio
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Von Euronews mit dpa
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Immer mehr Länder in Europa haben einen vorübergehenden Impfstopp für das Vakzin von AstraZeneca angeordnet.

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Bulgarien hat einen vorübergehenden Impfstopp für das Vakzin von Astrazeneca angeordnet. Hintergrund sind Bedenken bei Nebenwirkungen, die in dem Land sowie anderen Staaten gemeldet wurden, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.

Anlass des Impfstopps sei der Tod in der Nacht zum Freitag einer 57-jährigen Frau mit einer Reihe von begleitenden Erkrankungen, der am Donnerstagmittag eine Dosis von Astrazeneca verabreicht worden sei, erläuterte Gesundheitsminister Angelow. Die Arbeitsdiagnosis sei akutes Herzversagen bei einer schweren Lungenschwellung, erklärte der Gerichtsmedizin-Spezialist Pawel Timonow nach Angaben des Gesundheitsministeriums.

Einen direkten Zusammenhang zwischen der Impfung und des Todes könne derzeit weder entschieden abgelehnt noch bestätigt werden, meinte er. Die gerichtsmedizinische Expertise soll binnen einer Woche vorliegen.

"AstraZeneca ist auch ein hervorragender Impfstoff"

So wie die anderen Impfstoffe, die verwendet würden, sei AstraZeneca auch ein hervorragender Impfstoff, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris. "Wir haben die Daten über Todesfälle überprüft. Es gab bisher keine Todesfälle, die nachweislich durch die Impfung verursacht wurden. Wir sollten also weiterhin den Impfstoff von AstraZeneca verwenden."

Auch in Italien wird das Vakzin vorerst nicht verwendet. In diesem Impfzentrum im süditalienischen Cosenza wurden die Impfungen gestoppt. Die Arzneimittelbehörde AIFA hatte vorsorglich ein Verbot für die Verabreichung einer bestimmten Charge von AstraZeneca-Impfstoffen ausgesprochen.

Impfstoff-Verteilung: Kritik aus Österreich

Österreich setzte ebenfalls einige Chargen des Vakzins aus. Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte sich öffentlich für den Impfstoff ausgesprochen. Unterdessen kritisierte der ÖVP-Politiker eine ungerechte Verteilung der Impfstoffe in der EU. Nach Erkenntnissen des österreichischen Kanzlers würden zum Beispiel die Niederlande aktuell profitieren, Länder wie Bulgarien oder Kroatien aber viel weniger Dosen erhalten.

Er habe jüngst mit mehreren Regierungschefs telefoniert, die davon genauso überrascht gewesen seien wie er, sagte der Kanzler bei einer Pressekonferenz. Die Ursache dieser Entwicklung seien Nebenverhandlungen im einem Steuerungsgremium der EU, wo Abmachungen zwischen Staaten und Impf-Herstellern getroffen worden seien, sagte er. "Es muss aufgeklärt werden, wie die Verträge im Steering Board aussehen", forderte der konservative Politiker. Oppositionsparteien wiesen darauf hin, dass ein österreichischer Spitzenbeamter als stellvertretender Vorsitzender in dem Gremium sitzt.

Thailand: Keine öffentliche Impfung des Ministerpräsidenten

In Thailand hat Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha seine öffentliche Impfung mit dem Vakzin bis auf weiteres abgesagt. Laut Aussage eines Virologen wolle man abwarten, ob es irgendwelche Auswirkungen auf den Impfstoff oder nur diese Charge des Vakzins gibt.

Falls die europäischen Arzneimittelbehörden nach ihren Untersuchungen grünes Licht für Astrazeneca geben würden, werde auch Thailand die Impfungen wieder aufnehmen, sagte der Mediziner Prasit Watanapa. Das südostasiatische Land hatte im vergangenen Monat 117.000 Dosen des Impfstoffs erhalten.

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