Syrischer Journalist: Blick zurück mit Wehmut und Schmerz

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Von Anelise Borges
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Muhammed Subat verließ sein Heimatland aufgrund des Krieges. Heute lebt er in Madrid, richtig glücklich ist dort nicht.

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Muhammed Subat stammt aus Daraa in Syrien. Der 30-Jährige ist Journalist. Der Krieg in seinem Heimatland hat ihn nach Spanien verschlagen. Zuvor lebte er zwei Jahre in Istanbul und arbeitete dort für einen syrischen Fernsehsender. Richtig glücklich ist er in der Fremde nicht.

„Als ich nach Spanien kam, dachte ich, dass ich ein ruhigeres Leben haben würde. Nach so vielen Erlebnissen wollte ich eine Pause. Aber als ich herkam, kehrten die schlechten Erinnerungen zurück. All das, was mir zugestoßen ist: Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht", so Subat.

Vor zehn Jahren entwickelte sich aus Protesten gegen Syriens Präsident Baschar al-Assad ein Bürgerkrieg. Seitdem sind bei den Gefechten rund eine halbe Million Menschen ums Leben gekommen. Die Hälfte der syrischen Bevölkerung wurde durch die Kämpfe aus ihrer Heimat vertrieben - auch Muhammed Subat.

Ich wollte nicht als Flüchtling herkommen. Doch so ist das Leben
Muhammed Subat
syrischer Journalist

„Ich bin hier in Spanien des Krieges wegen. Ich wäre gerne als Student hergekommen, um zu reisen und Fußballspiele anzuschauen. Ich wollte nicht als Flüchtling herkommen. Doch so ist das Leben", sagt er.

Bei Kundgebungen wurde der Sturz der Regierung gefordert. Viele wollten Veränderungen. Muhammed Subat hatte Träume. „Das ist der Ort, an dem alles begann. Als wir die Bilder von Menschen gesehen haben, die Fotos und Plakate von Assad von den Straßen entfernt haben, fühlten wir uns ermutigt und bestärkt, unsere Stimme zu erheben", sagt Subat und blickt auf die Aufnahmen von 2011.

Der Beginn der Proteste im Jahr 2011

Blick auf den Beginn der Proteste

Die Protestierenden warfen der Regierung Korruption, Ungerechtigkeit und eine hohe Arbeitslosigkeit vor. Dass es in anderen arabischen Ländern nach Protesten zu Machtwechseln gekommen war, spornte viele in Syrien, die gegen die Regierung waren, an, es auch zu versuchen. Subat: „Diese Bilder zeigen die schönsten Augenblicke der syrischen Revolution. Es gab keine Angst. Am Anfang herrschte keine Angst." Aber das änderte sich schnell. Die syrische Regierung verdeutlichte, die Macht nicht kampflos abgeben zu wollen. Die Armee rückte in Daraa mit einem 6000-köpfigen Aufgebot ein. Die Stadt wurde abgeriegelt. Tausende starben, rund 1000 Menschen wurden festgenommen. Muhammed Subat kam zweimal in Gewahrsam.

Bericht aus dem Jahr 2011

„Das war in einer kleinen Zelle: Mehr als 100 Menschen...", so Subat. „Man bekam Elektroschocks und wurde beschimpft. Sie hatten da diese Vorrichtung, in der man neun oder zehn Stunden mit dem Kopf nach unten von der Decke hing. Sie haben einen geschlagen. Unser einziges Verbrechen war, dass wir an Kundgebungen teilgenommen und Freiheit gefordert haben. Das ist das Verbrechen, das wir begangen haben", erläutert er sarkastisch. Zwei seiner Brüder wurden während des Krieges verwundet, beiden musste jeweils ein Bein amputiert werden.

Später gelang es ihm, sich - so gut es ging – schadlos zu halten. Doch das Geschehen bestimmte sein Leben. Acht Jahre lang hielt er die Entwicklung des Krieges als Berichterstatter fest - eines Tages musste er weg. Es schwingt Heimweh, wenn er sagt: „Es ist lange her, dass ich diese Aufnahmen gesehen habe. Das fällt mir schwer. Sie erinnern mich an viele Dinge. Das ist mein Land, meine Familie, das sind meine Freunde. Da ist alles, das ist unsere Angelegenheit."

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