Hamburger Erzbischof bietet dem Papst Rücktritt an

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki
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Von Euronews
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Nach einem Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit sexuellen Missbrauchsfällen Minderjähriger und Schutzbefohlener hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße dem Papst seinen Rücktritt angeboten.

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Der derzeitige Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Zuvor hatte der Strafrechtler Björn Gercke ihm im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln elf Pflichtverletzungen vorgeworfen. Heße war vor seiner Berufung nach Hamburg Personalchef und Generalvikar in Köln.

In dem Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs sind Hinweise auf 202 Beschuldigte festgestellt worden. Der Kölner Erbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat nach der Vorstellung des Gutachtens zwei Mitarbeiter vorläufig von ihren Dienstpflichten entbunden.

Das Erzbistum Köln ist mit rund 1,9 Millionen Katholiken das größte Bistum im deutschsprachigen Raum.

"Höchste Verantwortungsträger, auch meine Vorgänger, haben sich vielfach klar schuldig gemacht. "Nichts geahnt", das ist seit heute nicht mehr möglich und nicht mehr denkbar".

Woelkis verstorbenem Vorgänger, Joachim Kardinal Meisner, wird in zwei Dutzend Fällen vorgeworfen, seine Pflicht in Missbrauchsfällen vernachlässigt zu haben. Dazu Gutachter und Erzbistumsanwalt Prof. Björn Gercke:

"Unter Berücksichtigung dieser Eingrenzung verbleiben Hinweise auf 202 Beschuldigte und mindestens 314 individualisierbare Betroffene. Die von uns vor einigen Wochen gerundeten genannten Zahlen sind also genauso zutreffend wie die Ausführung des Erzbistums".

Die Opfer waren demnach mehrheitlich Jungen. Bei 63 Prozent der Beschuldigten handele es sich um Kleriker, also Priester. In knapp 32 Prozent der Fälle habe es sich um sexuellen Missbrauch gehandelt, in gut 15 Prozent um schweren sexuellen Missbrauch.

Die anderen Fälle stuft Gercke unter anderem als Grenzverletzungen und sonstige sexuelle Verfehlungen ein.

Ein erstes Gutachten einer Münchner Kanzlei war vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss gehalten worden, wofür er rechtliche Bedenken anführte. Dieses Verhalten Woelkis hatte eine Vertrauenskrise in dem Bistum ausgelöst.

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