Kulturerbe: König Oba (aus Bronze) kehrt nach Nigeria zurück

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Von su mit AFP
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Denkanstoß für Berlin: Die Universität Aberdeen in Schottland gibt eine Bronze des historischen Königs Oba an Nigeria zurück. Das Kunstwerk ist seit 1957 in Aberdeen und wurde laut Kritikern auf “extrem unmoralische” Weise erworben - soll heißen: geraubt.

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Die Universität Aberdeen in Schottland gibt eine Bronze des historischen Königs Oba an Nigeria zurück. Das Kunstwerk ist seit 1957 in Aberdeen und wurde nach Meinung von Kritikern auf “extrem unmoralische” Weise erworben.

Die sogenannten Benin-Bronzen – mehrere tausend wertvolle Bronze-Skulpturen aus dem Königspalast des Königreichs Benin – wurden 1897 von englischen Soldaten nach einem erbitterten Rachefeldzug geraubt. Sie gelten als afrikanisches Kulturerbe. Allein in Deutschland gibt es mehr als 1.000 Objekte in Museen, die meisten in Berlin.

"VERWERFLICHE UMSTÄNDE"

Neil Curtis, Museumsdirektor, University of Aberdeen:

“In letzter Zeit haben wir uns viel genauer mit der Herkunft der Sammlung befasst und über deren Moral nachgedacht. Wie haben beschlossen, sowas sollte nicht in der Museumssammlung sein, angesichts der Art und Weise, wie es erworben wurde.”

Auch der Vizekanzler der Uni, Professor George Boyne, verwies auf die “internationalen und inklusiven Werte” der Hochschule – gemessen daran sei der weitere Besitz der Bronze falsch, weil sie "unter verwerflichen Umständen" erworben worden sei.

Längst sind die Kunstwerke über den Antiquitätenhandel in alle Welt verstreut, viele wurden von Museen angekauft, auch in Berlin, nach zu der Zeit gültiger Rechtslage legal. Das Erbe des Kolonialismus lastet trotzdem immer schwerer auf dem Berliner Humboldt Forum, wo mehr als 200 Kunstwerke eigentlich bald präsentiert werden sollen.

DENKANSTOSS FÜR BERLIN?

Barnaby Phillips, Autor eines Buches namens “Beute; Großbritannien und die Benin-Bronzen“ ('Loot; Britain and the Benin Bronzes'):

"Ich nehme an, das liegt daran, dass viele diese besonderen Schätze so wunderbar finden und die Umstände, unter denen sie weggenommen wurden, so ungeheuerlich waren, dass sie zu Symbolen der Debatte über das Erbe der Kolonialkunst in westlichen Museen geworden sind."

Auch viele westliche Avantgarde-Künstler sind seit hundert Jahren von den Stücken begeistert: Die Raubkunst inspirierte Vertreter des Expressionismus, Fauvismus und Kubimus.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas: "Zu einem aufrichtigen Umgang mit der Kolonialgeschichte gehört auch die Frage der Rückgabe von Kulturgütern."

Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Dafür haben wir uns mit Bund, Ländern und Gemeinden in den Eckpunkten klare Ziele gesetzt. Mit den internationalen Partnern dafür notwendige Voraussetzungen zu schaffen, ist eine Aufgabe, der sich das Auswärtige Amt stellt.

Im Fall der Benin-Bronzen arbeiten wir mit den Beteiligten in Nigeria und in Deutschland an einem gemeinsamen Rahmen, vor allem in der Museumskooperation mit dem geplanten Museum of West African Art EMOWAA in Benin-City."

200 JAHRE 'ELGIN' MARBLES IM BRITISH MUSEUM

Faktisch kann so eine Klau-Kunst-Diskussion 200 Jahre dauern und länger - Beispiel "Elgin Marbles", die der britische Lord Elgin Anfang des 19. Jahrhunderts aus der Akropolis von Athen herausbrechen ließ und an das British Museum in London verkaufte. Wo sie bis heute sind.

su mit AFP

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