"Sofagate": Charles Michel schläft schlecht und hat Szene 150 Mal nachgespielt

Ursula von der Leyen und Charles Michel in Ankara
Ursula von der Leyen und Charles Michel in Ankara Copyright Burhan Ozbilici/AP
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Von Kirsten RipperEuronews mit AFP, Les Echos, Libération
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Nach dem diplomatischen Zwischenfall in Ankara macht sich EU-Ratspräsident Charles Michel offenbar Vorwürfe, aber es gibt auch Kritik an Ursula von der Leyen.

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An diesem Wochenende hat EU-Ratspräsident Charles Michel seine Eindrücke zum sogenannten "Sofagate" geschildert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen musste am 6. April beim Treffen mit dem türkischen Präsidenten auf einem Sofa an der Seite sitzen - statt neben Charles Michel und Recep Tayyip Erdogan auf einem Stuhl. In einem Interview mit der französischen Zeitung LES ECHOS erklärte der Belgier, dass ihm das Geschehen sehr leid tue.

"Ich habe den Film 150 Mal in meinem Kopf durchgespielt"

Charles Michel sagte in dem Interview: "Ich will Ihnen nicht verheimlichen, dass ich seitdem nicht mehr gut geschlafen habe. Ich habe den Film 150 Mal in meinem Kopf durchgespielt. In diesem Moment ging alles sehr schnell. Meine Haltung war durch das Gefühl motiviert, dass, wenn ich heftiger reagiert hätte, dies zu einem Zwischenfall geführt hätte, der nicht mehr protokollarisch, sondern diplomatisch gewesen wäre, was Monate intensiver Arbeit und die Hoffnung, wieder in einen notwendigen Dialog mit der Türkei eintreten zu können, zerstört hätte."

Zum Protokoll bei dem Treffen verlautete aus Ankara, die EU-Kommission habe niemanden zur Überprüfung der geplanten Sitzordnung abgeordnet. Deshalb fühlte sich die türkische Regierung zu Unrecht kritisiert.

Sofagate: "Ausdruck der Arroganz von Ursula von der Leyen"

In der französischen Zeitung LIBERATION meint EU-Korrespondent Jean Quatremer das "Sofagate" sei in Wahrheit nur Ausdruck der "Arroganz von Ursula von der Leyen, die davon träumt, 'Präsidentin der Union' zu sein, was sie nicht ist".

Quatrement schreibt von einem "Schock der Egos" und von einem Problem, das die EU besser in Brüssel klären würde. "Wenn Ursula von der Leyen das Gefühl hat, dass ihre Position nicht der Bedeutung ihres Amtes entspricht, kann sie sehr wohl eine Änderung der Verträge und der interinstitutionellen Vereinbarungen verlangen. Aber das geschieht zu Hause, zwischen vier Augen, und nicht, indem man anlässlich eines diplomatischen Besuchs den ganzen Planeten als Zeugen dabei hat und Charles Michel in große Schwierigkeiten bringt:"

LIBERATION zitiert den ehemaligen EU-Kommssionspräsidenten Jean-Claude Juncker, der sich erinnert, dass es schon vorgekommen sei, dass er an der Seite auf dem Sofa sitzen musste.

In den sozialen Medien kursieren viele Scherze über das Sofagate.

Auf Fotos ist Ursula von der Leyen zu sehen, die ihren eigenen Stuhl mitbringt.

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