Was kann der Antikörper-Cocktail von Roche gegen Covid-19?

Coronaviren und Antikörper von Regeneron im Elektronenmikroskop
Coronaviren und Antikörper von Regeneron im Elektronenmikroskop Copyright NATIONAL INSTITUTE OF ALLERGY AND INFECTIOUS DISEASES / NIH HANDOUT/AFP
Von Kirsten RipperEuronews
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Der Schweizer Pharmakonzern arbeitet mit Regeneron zusammen. Der jetzt gegen Ansteckungen getestete Antikörper-Cocktail wird schon als Medikament gegen COVID19 eingesetzt.

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Der Schweizer Pharmakonzern Roche meldet erfolgreiche Tests eines Antikörper-Cocktails, der laut Mitteilung des Unternehmens die Ansteckung mit dem Coronavirus innerhalb einer Familie zu mehr als 80 Prozent verhindert. Diese künstlich nachgebauten Antikörper richten sich gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2. Doch der "Cocktail" gilt als teuer und nicht einfach zu verabreichen.

Roche arbeitet in der Forschung an Medikamenten gegen Covid-19 mit dem US-Unternehmen Regeneron zusammen. Die laut Roche eingesetzten monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab werden nach Notfallzulassungen unter dem Namen "REGEN-COV" von Regeneron schon zur Behandlung von Patient:innen mit leichten bis mäßigen Symp­tomen von Covid-19 eingesetzt.

Jens Spahn hatte im Januar bekannt gegeben, dass er 200.000 Dosen des Regeneron-Medikaments - mit dem auch Ex-US-Präsident Donald Trump gegen Covid-19 behandelt wurde - für 400 Millionen Euro eingekauft habe.

In den neuen Tests wurde laut Mitteilung von Roche nachgewiesen, dass sich nach einer subkutanen Injektion dieser Antikörper von 753 Proband:innen nur 11 - also 1,5 Prozent - mit SARS-CoV-2 angesteckt haben, obwohl sie in einem Haushalt mit einer infizierten Person lebten. In der Kontrollgruppe infizierten sich von den 752 Teilnehmenden 59 - das sind 7,8 Prozent.

In der Pressemitteilung von Regeneron sagt Dr. Myron Cohen, von der University of North Carolina, dass der Antikörper-Cocktail die Impfstrategie ergänzen könne.

Die Personen, die sich trotz Antikörper-Cocktail mit dem Coronavirus angesteckt hatten, erkrankten offenbar weniger lange und weniger schwer.

Dabei wurden den Familienangehörigen von Infizierten die monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab gespritzt.

Die bereits in Krankenhäusern verwendeten Antikörper-Cocktails werden als Infusionen verabreicht.

Wie bei Trump schon bei leichten Fällen und in frühem Stadium eingesetzt

Die Pharmazeutische Zeitung verweist auf die Probleme mit den Antikörper-Medikamenten. "Mittlerweile sind Wissenschaftler sich einig, dass der Einsatz nur in frühen Infektionsstadien sinnvoll ist. Hat das Virus sich bereits so weit im Körper ausgebreitet, dass die Entzündungsreaktion überwiegt, zeigten sie in Studien keine Wirkung." Und zu dem zu angekündigten Präparat schreibt das Fachblatt: "In welcher Form genau Roche den Antikörper-Cocktail nun in der EU auf den Markt bringen will, ob zum Beispiel auch eine Anwendung durch den Patienten selbst als Fertigpen oder Fertigspritze ohne ärztliche Aufsicht möglich sein könnte, hat die Pharmazeutische Zeitung bei Roche angefragt."

In SPIEGEL ONLINE erklärt der Münchner Chefarzt und Corona-Spezialist Clemens Schwendtner: "Die Medikamente sind nichts anderes als neutralisierende Antikörper, wie sie auch das Immunsystem bei einer Infektion entwickelt, nur dass sie künstlich hergestellt wurden." Allerdings relativiert Schwendtner die Wirkung des Antikörper-Medikaments mit einem anschaulichen Bild: "Man kann das mit einem brennenden Strohballen vergleichen. Wenn er etwas kokelt, ist es noch sinnvoll, einen Eimer Wasser drauf zu schütten. Sobald er lichterloh brennt, ist es dafür zu spät."

Die Pressestelle von ROCHE hat die vorherigen Angaben des SPIEGEL, es müssten zwei Infusionen verabreicht werden, korrigieren lassen. Es sei nur eine einmalige Behandlung mit der Antikörper-Kombination notwendig. Damit ist von einem Preis von 2.000 Euro pro Patient:in auszugehen.

In der Schweiz kostenlos verteilte Selbsttests sind von Roche

Seit Anfang April bekommen alle Bewohner:innen in der Schweiz kostenlos fünf Schnelltests pro Monat, mit denen sie sich zu Hause selbst testen können.

Diese Selbsttests, die in der Schweiz verteilt und nachgekauft werden können, sind von Roche. Ihre Durchführung dauert etwa 15 Minuten bis zum Testergebnis. Ein positver Befund muss durch einen PCR-Test bestätigt werden.

In diesem Artikel wurden einige Angaben einer vorherigen Version (wie der Name des Medikaments von Regeneron) korrigiert.

Weitere Quellen • SPIEGEL, Pharmazeutische Zeitung

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