Indische Doppel-Mutante B.1.617: Was wir wissen

Coroanvirus-Tests in Indien
Coroanvirus-Tests in Indien Copyright Manish Swarup/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AFP, Indian Express
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Die indische Mutation des Coronavirus B1617 wurde zuerst in Maharashtra entdeckt. In Indien ist die Zahl der Neuinfektionen zuletzt stark gestiegen.

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In Indien werden mehr als 200.000 tägliche Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Es leben fast 1,4 Milliarden Einwohner in dem Land.

Aris Katzourakis, Virologe in Oxford, schreibt auf Twitter, die Situation in Indien sei immer verzweifelter. Zwar sei noch nicht genau bekannt, welche Rolle B.1.617 dabei spiele, aber der Experte empfiehlt, die 77 Fälle dieser indischen Mutante in Großbritannien genau zu beobachten.

Auch in den USA wurden bereits Fälle der indischen Mutante nachgewiesen.

Wie der Indian Express erklärt, ist B.1.617 bei mehr als 60 Prozent der sequenzierten Proben in Maharashtra nachgewiesen worden. Die ersten Fälle dieser Mutation wurden am 19. Januar 2021 entdeckt. Allerdings wurden bisher nicht sehr viele Proben analysiert.

Laut Mediziner:innen vor Ort in Maharashtra leiden die an Covid-19 Erkrankten nicht unter schlimmeren Symptomen als in der ersten Welle der Coronavirus-Pandemie. Allerdings steigen die Infektionszahlen in Indien rapide an. In Maharashtra, dem Bundesstaat mit mehr als 114 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, in dem auch Mumbai liegt, wurde ein teilweiser Lockdown verhängt.

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Wanderarbeiter kehren aus Mumbai in ländliche Regionen zurückRafiq Maqbool/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.

Die Financial Times zeigt auf einer Grafik den starken Anstieg von B.1.617 und vergleicht die neue indische Variante mit der britischen B.1.1.7, die sich in Europa rasant ausgebreitet hat und inzwischen das Virus-Geschehen dominiert.

B.1.617, eine Doppel-Mutante

Die Variante B.1.617 von SARS-CoV-2 trägt zwei Mutationen, E484Q und L452R. Beide sind separat in anderen Coronavirus-Varianten zu finden, wurden aber zum ersten Mal gemeinsam in Indien entdeckt.

Die beiden Mutationen betreffen das Spike-Protein des Virus. Mit dem Spike-Protein koppelt sich das Coronaviirus an die Rezeptoren der menschlichen Zelle.

Die E484Q-Mutation ähnelt der E484K-Mutation, die in den britischen Variante B.1.1.7 und südafrikanischen Variante B.1.351 gefunden wurde.

Die L452R-Mutation wurde in sich schnell ausbreitenden Varianten in Kalifornien (B.1.427 und B.1.429) gefunden. Sie kann die Bindungsfähigkeit der Spike-Proteine mit den ACE2-Rezeptoren auf menschlichen Zellen erhöhen, wodurch sich das Virus schneller übertragen kann..

Zusammen gelten E484Q und L452R als ansteckender als das ursprüngliche Virus. Ob die Wirksamkeit der Impfstoffe durch diese Mutationen beeinträchtigt wird, steht noch nicht fest.

Indian Express zitiert den Experten Prof. Vinod Scaria, der meint, dass "wir nicht schlüssig sagen können, dass diese Varianten den Anstieg der zweiten Welle verursachen". Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass zumindest in einigen indischen Bundesstaaten die B.1.1617-Linie vorherrschend ist und zum Anstieg der Fälle beigetragen haben könnte.

Religiöse Feiern mit Massenbeteiligung

Sorgen bereiteten den Gesundheitsbehörden zuletzt religöse Massenveranstaltungen - wie rituelles Schwimmen hinduististischer Gläubiger im Fluss Ganges oder jetzt Familienfeiern der Musliminnen und Muslime im Ramadan.

Ein indischer Virologe bezeichnete das Massenbaden sowie vorherige Wahlkampf-Veranstaltungen als Superspreader-Events.

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