Eine magere Rente, dazu viel Einsamkeit. Als die zwei Wiener Cafés "Vollpension" öffneten, machten viele Großmütter gern mit. So konnten sie Geld verdienen und kamen unter Leute. Ein Erfolgsmodell, das es seit dem Lockdown online gibt.
In ihrer Küche bringt sie so schnell nichts aus dem... Rezept. Seit dem Lockdown gibt die rüstige Rentnerin Karin Hofbauer online Backkurse. Fünf Teilnehmerinnen aus Deutschland und Österreich sind zugeschaltet. Mit dabei waren auch schon Backfans aus Kreta und Boston. Die 62-Jährige ist vor zwei Jahren in Rente gegangen. Doch schnell fiel ihr die Decke auf den Kopf.
Sie erinnert sich:
Also schloss sich Hofbauer etwa 50 Omas und Opas an, die in zwei Wiener "Vollpension"-Cafés ihre oft magere Rente aufbessern und sich dort ein bisschen weniger einsam fühlen.
Die Idee wurde vor fast zehn Jahren geboren, als Moriz Piffl-Percevic in einem Wiener Kaffeehaus in ein viel zu trockenes Stück Gebäck biss. "Niemand macht besseren Kuchen als Oma", erklärt Piffl-Percevic.
In einer Zeitung schaltete er die Anzeige "Granny Wanted", bevor das erste Generationencafé "Vollpension" seine Backstube öffnete. Schlemmen wie bei Großmuttern, eine Idee, die reißenden Absatz fand.
Tatsächlich wurden die Cafés schnell ein beliebter Treffpunkt, sowohl bei älteren Herrschaften als auch bei Hipstern. Der Kaffee wird stilecht in altmodischen Tassen mit Blümchenmuster serviert. Das gestickte Bild eines Langhaarcollies sorgt für das richtige Ambiente.
Piffl-Percevic ist glücklich, wenn ihm Freunde und Familie berichten, wie gut es der Großmutter geht, seitdem sie im Café Vollpension arbeitet.
Während des ersten Lockdowns ermöglichten es Spenden von 140.000 Euro, die Omas und Opas finanziell zu unterstützen. Vor allem alleinstehende Hausfrauen, die mit einer schmalen Rente auskommen müssen.
Viele von ihnen backen ihre Lieblingsrezepte seitdem online - ein kleines Fenster zur Außenwelt.