Streit um Sputnik V: Bevölkerung begrüßt russischen Impfstoff

Sputnik oder nicht Sputnik? Über den russischen Impfstoff wird in vielen Ländern gestritten
Sputnik oder nicht Sputnik? Über den russischen Impfstoff wird in vielen Ländern gestritten Copyright Matias Delacroix/ Associated Press
Von Johannes Pleschberger
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Die SlowakInnen würden sich mehrheitlich mit Sputnik V impfen lassen. Trotzdem wird das Vakzin derzeit nicht verimpft.

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Bei den SlowakInnen ist der russische Sputnik-V-Impfstoff viel beliebter als in anderen osteuropäischen Ländern. Das zeigt eine neue Studie. Und trotzdem lagern seit zwei Monaten Hunderttausende Sputnik-Flaschen in Bratislava und warten darauf, verimpft zu werden. Eine Zulassung ist nach wie vor ungewiss.

"Über Sputnik habe ich noch nichts Schlechtes gehört"

Barbara Deak studiert Englisch und Deutsch in der slowakischen Hauptstadt. Ob das Vakzin aus dem Westen oder Osten kommt, ist ihr egal. "Ich würde den russischen Impfstoff Sputnik nehmen, wegen der Nebenwirkungen", sagt sie. "Von Astrazeneca hört man viel über Nebenwirkungen, aber über Sputnik hab ich noch nichts Schlechtes gehört."

In Mittel- und Osteuropa ist die Slowakei ein Ausreißer. Während sich in anderen Ländern durchschnittlich nur fünf Prozent für Sputnik V entscheiden würden, bevorzugen ganze 15% der SlowakInnen das russische Vakzin. "Diese positive Einstellung rührt von der positiven Einstellung der Slowaken gegenüber Russland her", erklärt Katarína Klingová vom Polit-Think-Tank "Globsec Policy Institute". "78 Prozent der Slowaken sehen Russland als einen Bruderstaat. Viele sehen Russland nicht als Bedrohung."

Russland beschuldigt slowakische Behörden

Die westlich-orientierte NGO Globsec hat nicht nur die BürgerInnen befragt, sondern auch die Kampagnen der Impfhersteller beobachtet. Das Fazit: Der slowakische Twitter-Account von Sputnik sei eine Propagandamaschine mit dem Ziel, die slowakischen Behörden zu diskreditieren, so die ForscherInnen. Klingová: "Russland hat unsere Gesundheitsbehörden beschuldigt, Sabotage zu betreiben. Sie sagen, die slowakischen Behörden hätten den Sputnik-Liefervertrag gebrochen, aber das stimmt nicht."

Der slowakische Ministerpräsident musste nach dem Kauf der Sputnik-Impfstoffe zurücktreten.. Der neue Regierungschef und sein Gesundheitsminister warten nun auf weitere Testergebnisse aus Ungarn. Dann wird erneut über eine Zulassung entschieden.

Während die Politik noch darüber streitet, wollen die SlowakInnen einfach nur, dass die Immunisierung schneller voran geht. Noch vor ein paar Monaten hatte die Slowakei einer der höchsten Covid-19-Todesraten der Welt. Daraufhin hat sich die Impfbereitschaft in der Bevölkerung verdoppelt.

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