Überalterung und Kinderlosigkeit: Chinas neue Herausforderungen

Baby mit Gesichtsschutz auf dem Flughafen in Wuhan, China, 23. Mai 2020
Baby mit Gesichtsschutz auf dem Flughafen in Wuhan, China, 23. Mai 2020 Copyright Kyodo News via AP
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Von Euronews mit dpa
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Chinas Bevölkerungswachstum stagniert. Das legen die jüngst veröffentlichten Zensusdaten offen.

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In China setzt sich ein Trend fort, der sich schon lange abgezeichnet hat. Die Bevölkerung wächst kaum noch, auch wenn die Regierung in Peking zuletzt Abstand von der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik genommen hat. Die Chinesen bekommen nicht nur weniger Kinder, die Menschen werden auch immer älter. Das legen die jüngsten Zensusdaten offen, die das Statistikamt in Peking an diesem Dienstag veröffentlicht hat. 

Rückläufige Geburtenrate und überalterte Bevölkerung

Zwar ist die Bevölkerung in der vergangenen Dekade um 72 Millionen Menschen weiter gewachsen, doch vergleichsweise langsam. Pro Jahr wuchs die Bevölkerung gerade mal um 0,53 Prozent. Schon im kommenden Jahr könnte das Bevölkerungswachstum stagnieren. 

Die Zahl der Geburten ist schon seit langem rückläufig - das vierte Jahr in Folge fiel die Zahl der Geburten auf 12 Millionen. Allein im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 18 Prozent. Eine Frau in China bringt im Durchschnitt 1,3 Kinder zur Welt, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten, wären 2,1 Kinder pro Frau nötig. Die seit 1979 geltende Ein-Kind-Politik wurde 2016 abgeschafft, doch auch das führte nur kurzfristig zu einer Anhebung der Geburtenrate. 

Kinder sind zu teuer

Gegen Kinder entscheiden sich die Chinesen vor allem wegen hoher Kosten für Mieten, Ausbildung und Gesundheit. Zudem warten Paare immer länger mit der Heirat und ringen sich erst spät zur Familiengründung durch. 

Damit verbunden ist eine Herausforderung, vor der auch zahlreiche Gesellschaften westlicher Industrienationen stehen: die Gruppe der älteren Menschen wird immer größer. Jeder fünfte Chinese ist heute schon älter als 60 Jahre. Dem gegenüber steht eine immer kleiner werdende Gruppe von Menschen im Erwerbsalter. Nur noch 63 Prozent der Chinesen fällt in diese Kategorie.

Die demografische Entwicklung Chinas könnte das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft beeinträchtigen, meinen Experten. Sie warnen, dass ein Rückgang der Bevölkerung und die Überalterung den Konsum auf dem Milliardenmarkt und das Wachstum bremsen werden, worunter Investitionen und Außenhandel leiden werden. Sorgen bereitet auch die Immobilienblase.

Geschönte Statistik?

Chinas Statistikbehörde hatte die Veröffentlichung der Daten mehrmals verschoben. Das gab Anlass zu Spekulationen, dass die Bevölkerungsgröße bereits seit einigen Jahren zurückgeht. Experten haben wiederholt auf Widersprüche in der Statistik hingewiesen, die aus ihrer Sicht nach oben geschönt sei. Das träfe besonders auf die Geburtenrate zu, die immer wieder zu hoch angegeben wird.

Seit 1953 hat es in China sieben Volkszählungen gegeben. Für den aktuellen Zensus waren rund 7 Millionen Menschen im Einsatz.

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