Berliner Tierpark: Eisbär-Junges "Hertha" stammt aus Inzucht

Eisbärin Tonja mit ihrem Nachwuchs Hertha im Berliner Tierpark, 01.12.2018
Eisbärin Tonja mit ihrem Nachwuchs Hertha im Berliner Tierpark, 01.12.2018 Copyright AP Photo/Markus Schreiber
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Von Euronews mit dpa
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Eine Genanalyse brachte den Beweis: Das Eisbären-Baby, das 2018 im Berliner Tierpark zur Welt kam, stammt aus einer Inzucht.

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Als das Eisbärenbaby Hertha am 1. Dezember 2018 im Berliner Tierpark zur Welt kam, erfüllte sich die Hoffnung auf langersehnten Nachwuchs. Doch wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist das Eisbärenkind Produkt einer Inzucht.

Vater Wolodja und Mutter Tonja - beide aus dem Moskauer Zoo - sind Geschwister. Das teilte Zoo- und Tierparkchef Andreas Knieriem an diesem Dienstag mit, nachdem eine Genanalyse gemacht worden war. Für den Star des Tierparks ändert das wenig. Hertha bleibt vorerst in dem Zoo, genauso wie Mutter Tonja. Allerdings liegen weitere Zuchtpläne nun auf Eis.

Eisbärin Tonja war 2011, im Alter von zwei Jahren, aus dem Moskauer Zoo nach Berlin gekommen. Allerdings waren ihr, noch in Moskau, die falschen Papiere einer ungefähr gleichalten Eisbärin zugeordnet worden. Das war aufgefallen, nachdem die Angaben zum Geburtsdatum des Tieres variierten.

Die Biologin des Moskauer Zoos, Marina Galeshchuk, die auch Koordinatorin des Europäischen Erhaltungs-Zuchtprogramms für Eisbären ist, nannte die Verwechslung einen Fehler. Tonja, deren Abstammungslinie in Europa schon sehr stark vertreten ist, soll nun keine weiteren Jungtiere bekommen. Vater Wolodja ist schon seit drei Jahren nicht mehr in Berlin, er hat ein neues zu Hause in den Niederlanden gefunden.

Für Tierschützer:innen ist der Fall gefundenes Fressen. Sie stehen der Zucht und Haltung von Eisbären in Zoos ablehnend gegenüber. James Brückner, Leiter des Artenschutzreferats beim Deutschen Tierschutzbund nannte den Fall von Tonja und Wolodja ein "Desaster für die ohnehin fragwürdigen Zuchtbemühungen für Eisbären in Zoos". Zuchtprogramme in Zoos könnten zwangsläufig nur auf einen kleinen Genpool zurückgreifen, erklärte Brückner.

Hinzu käme Probleme wie hohe Jungtiersterblichkeit und Verhaltensstörungen. Er fordert, dass Zoos generell von der Haltung und Zucht von Eisbären absehen. Der Schutz des Lebensraums in der Arktis und der Kampf gegen den Klimawandel seien die einzig erfolgversprechenden Möglichkeiten, um Eisbären vor dem Aussterben zu bewahren.

Eisbären gelten als Symbol für die bedrohte Natur auch durch den Klimawandel. In Freiheit leben noch geschätzt etwa 20.000 bis 25.000 der bedrohten Tiere.

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